Vom Hausmeister zum Strategiemanager

Hausmeister Strategiemanager
Hausmeister Strategiemanager(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Bewirtschaftung von Immobilien auf professionellem Niveau gewinnt vor allem in Unternehmen an Bedeutung. Wo man sich das Know-how für Gebäudetechnik & -management holen kann.

Rund 15 Jahre ist es her, dass der Begriff Facility-Management in Europa erstmals die Runde machte. Mittlerweile ist das Kürzel FM in aller Munde, die Disziplin hat sich als eigene Wissenschaft etabliert. Und die professionelle Abwicklung von technischen, infrastrukturellen und kaufmännischen Aufgaben rund um ein Gebäude schlägt auch wirtschaftlich zu Buche: So nehmen Immobilienkosten nach den Personalkosten den zweiten Platz der bilanzierten Unternehmensausgaben ein. In Deutschland ist der Trend noch stärker: Der Verband für Facility- Management Gefma berichtet von 176 Milliarden Euro Bewirtschaftungsvolumen und einem Anteil von fünf Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt.

Komplexe Zusammenhänge

Qualifizierte Fachkräfte sind also gefragt. „Der dynamische Bereich Facility-Management verlangt nach service-, kunden- und ergebnisorientierten kompetenten Managern“, meint Albert Pilger, Leiter der Grazer FM Akademie. Der seit elf Jahren bestehende berufsbegleitende Lehrgang (360 Lehreinheiten in neun Modulen, Kosten: 6000 Euro, Abschluss mit Wifi-FM-Diplom) in Kooperation der Wifis Wien und Graz mit der FM Akademie vermittle „die technischen und betriebswirtschaftlichen Zusatzqualifaktionen, um die Facilities und die Facility-Services effizient zu planen und zu bewirtschaften“.

Auf die Herausbildung von Managern mit Leaderkompetenz und eigenem Führungsstil, die über Kenntnisse in strategischer Unternehmensführung verfügen, legt man bei den Lehrgängen Facility-Management & Immobilienwirtschaft (Bachelor of Arts in Business, sechs Semester, Master vier Semester) an der FH Kufstein besonderen Wert. „Dieses umfassende Know-how ist für moderne Facility-Manager erforderlich, um übergeordnete, komplexe facilitäre und immobilienwirtschaftliche Zusammenhänge zu erfassen“, sagt Thomas Madritsch, Director of Studies Facility & Real Estate Management, an der Fachhochschule Kufstein.

Transdisziplinär und ganzheitlich lauten dazu die Schlagworte beim postgradualen Facilty-Management-Programm an der Donau-Universität (vier Semester, Master of Science). „Wir haben den Lehrgang in neun Modulwochen eingeteilt. Die jeweils vorangestellten Leitthemen reichen von ,FM-Grundlagen‘ und ,Facilitäre Planung‘ über ,Sicherheitsmanagement‘ oder ,Klima Engineering‘ bis hin zu ,Persönliche Kompetenzen‘“, umschreibt Michael Hofstätter vom Department für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems Aufbau und Konzept. Die Ausbildung am Department für Bauen und Umwelt habe laut dem Lehrgangsleiter den Vorteil, „dass neben neuesten Erkenntnissen aus dem FM-Bereich auch jüngste Forschungsergebnisse des Departments – wie zum Beispiel aus den Bereichen Lichtplanung, Sanierungsstrategien, Future Building, Lebenszyklusmodelle – direkt einfließen können“.

Neue Aufgabenbereiche

Dass die Entwicklung im Verständnis der FM-Aufgaben noch nicht abgeschlossen ist, zeigen neue Tendenzen in der verhältnismäßig jungen Branche. „Immer deutlicher wird klar, dass es sich bei FM um eine Managementdisziplin handelt“, bringt es Albert Pilger auf den Punkt. Facility-Management müsse als Organisation der Infrastruktur verstanden werden, mit der Zielsetzung, das Kerngeschäft überhaupt erst zu ermöglichen und dessen Produktivität zu verbessern. „Facility-Management ist somit eine strategische Aufgabe, die den Erfolg eines Unternehmens nachhaltig beeinflusst und in vielen Fällen den entscheidenden Vorteil auf dem Markt erwirkt“, so Pilger.

Die aktuelle Entwicklung hin zur Managementdisziplin betont auch Thomas Madritsch: „Immer mehr Unternehmen erkennen den strategischen Stellenwert von Immobilien und Infrastrukturen und berücksichtigen dies in der strategischen Geschäftsplanung.“ Von der stetig wachsenden Bedeutung professionellen Facility-Managements berichtet ebenfalls Michael Hofstätter: „Firmenleitungen und Manager haben erkannt, dass es im Bereich des Kerngeschäfts kaum noch Möglichkeiten der Optimierung gibt. Im FM-Bereich hingegen liegt ein hohes Potenzial zur Verbesserung der Wertschöpfung.“ Ersichtlich sei dieser Trend nicht zuletzt daran, dass immer mehr Unternehmen eigene FM-Abteilungen aufbauten.

Was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt betrifft, so stimmt die Experten vor allem das breite Spektrum an Tätigkeitsbereichen zuversichtlich. „Unsere Absolventen sind in führenden Positionen in privatwirtschaftlichen Unternehmen, in Non-Profit-Bereichen, in Gemeinden, Ländern und Bund sowie bei Anbietern von Facility- Service-Leistungen tätig“, erklären Pilger, Madritsch und Hofstätter unisono. Wie positiv sich der Trend zum Aufbau eigener FM-Abteilungen in Unternehmen auswirkt, zeige sich an der steigenden Nachfrage an Fachleuten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2010)

Mehr erfahren

Home

Fairness und Nachhaltigkeit im Bauwesen

Preis "Coronati 2011" würdigt den Einsatz für korrekte Marktbedingungen, umweltfreundliche Bauweisen und altengerechte Wohnformen
Gebaeudeoptimierung Alles dreht sich
Wissen

Gebäudeoptimierung : Alles dreht sich um den Zyklus

Je früher man weiß, wieviel Häuser später kosten, desto besser. Facility Manager helfen bei der Lebensplanung von Immobilien.
Wissen

Immobilienmanager: Immer das Haus im Kopf

Die Aufgaben sind vielfältig, die Anforderungen groß: Wo man sich das Know-how zum Management und zur Bewertung von Gebäuden holen kann. Ein Überblick.
Masterthese Nachhaltigkeit Immobilienbewertung
Immobilien

Master-These: Nachhaltigkeit in der Immobilienbewertung

Wie nachhaltige Gebäudemerkmale in der Immobilienbewertung implementiert werden könnten, untersuchte Roger Baumeister in seiner Masterthese an der Donau Universität Krems. Hier stellt er seine Arbeit vor.
Energy Design fuer Gebaeude
Wissen

"Energy Design" für Gebäude

Aus der Forschung. Ein Gastbeitrag von Brian Cody, Vorstand des Instituts für Gebäude und Energie an der TU Graz. Er stellt die Entwurfsstrategie des "Energy Design" und das Konzept der "Building Energy Performance" vor, an dem Cody und sein Institut forschen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.