Theater an der Wien

So bleibt der Opern-Krimi im Dorf

Die als Jenůfa mehr bemühte Svetlana Aksenova, umringt von Statisten und dem Arnold Schoenberg Chor.
Die als Jenůfa mehr bemühte Svetlana Aksenova, umringt von Statisten und dem Arnold Schoenberg Chor.Walter Kmetitsch
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Reservierter, doch einhelliger Jubel für Lotte de Beer, die Janáčeks „Jenůfa“ als Rückblende aus der Sicht der inhaftierten Mörderin, sonst aber stilecht zeigt.

Die Kammer der Kostelnička? Also der Küsterin in dem kleinen mährischen Dorf des 19. Jahrhunderts? Diese fromme, sittenstrenge Witwe, selbst kinderlos, aber für ihre Stieftochter Jenůfa verantwortlich, und nicht erst durch ihr Kirchenamt, sondern schon durch ihre Ausstrahlung eine Respektsperson: Sie würde sich im eigenen Haus gewiss auch nicht mehr Luxus leisten als ein schlichtes Bett, einen Waschtisch, ein Kruzifix, ein paar Heiligenbilder und vertrocknete Blumen an der Wand. Und so sieht es denn auch in der Gefängniszelle aus, wo sie ihre Strafe abbüßt.

Dabei quält sie die Haft bei Weitem weniger als die Tatsache, dass sie die Geschehnisse von damals aufs Neue durchlebt, jede fatale Wendung des Geschicks, jede aus Angst und fehlgeleiteten Gefühlen getroffene Entscheidung, bis hin zum Schlimmsten: Denn sie hat Jenůfas uneheliches Kind getötet, um die Familie vor Schande zu bewahren. Das berühmte, sofort Stimmung erzeugende Klappern des Xylofons, mit dem Leoš Janáčeks später, erster wirklicher Operngeniestreich anhebt, Mühlengeräusch und Ticken der Schicksalsuhr zugleich, scheint hier auch die Zeit zurückzudrehen: Jenůfa tritt wie eine ungebetene Erinnerung durch einen Mauerspalt in die Zelle der Stiefmutter – und das Spiel beginnt.

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