Börsegang

Porsche soll VW Milliarden bringen

Porsche ist der größte Gewinnbringer beim Wolfsburger Volkswagenkonzern
Porsche ist der größte Gewinnbringer beim Wolfsburger Volkswagenkonzern(c) imago images/Lichtgut (Max Kovalenko via www.imago-images.de)
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Volkswagen will seine Sportwagentochter Porsche an die Börse bringen. Es könnte einer der größten IPOs der Welt werden.

Wolfsburg/Wien. Schon lang hat man darüber spekuliert und intern diskutiert, jetzt soll es ernst werden: Der Volkswagen-Konzern will seine Sportwagentochter Porsche AG an die Börse bringen. Es könnte einer der größten Börsengänge (IPO) der Welt werden.

Man befinde sich in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit dem VW-Haupteigner, Porsche Automobil Holding SE, über einen Gang der Sportwagenschmiede an die Börse, teilte der Wolfsburger Konzern am Dienstag mit. Es seien bereits Eckpunkte vereinbart worden, die die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines Börsengangs bilden sollen. Eine abschließende Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden.

VW will ein Viertel der Porsche AG an die Börse bringen und seinen Aktionären, allen voran den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, aus dem Erlös eine milliardenschwere Sonderdividende zahlen, wie zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. An der Börse sorgten die Pläne für ein Kursfeuerwerk: Volkswagen-Aktien legten in der Spitze um mehr als zehn Prozent zu, die Aktien der Porsche SE um mehr als 15 Prozent.

Porsche AG, Porsche SE, Volkswagen-AG

Um die Strukturen ein wenig zu entwirren: Die Porsche AG ist Teil des Volkswagen-Konzerns, der seinerseits wieder zu einem guten Teil in der Hand der Porsche Automobil Holding SE ist. In der Holding verwalten die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile an dem Konzern. Die Familien besitzen knapp 32 Prozent aller Aktien, diese garantieren ihnen aber ein Stimmrecht von gut 53 Prozent. Das Land Niedersachsen besitzt weitere 11,8 Prozent der Aktien und hat 20 Prozent der Stimmrechte an dem Autobauer.

Schon ein anderer Autokonzern hat eine einzelne Marke aus dem Konzern herausgelöst und an die Börse gebracht, nämlich Fiat Chrysler Automobiles (FCA). Der italo-amerikanische Konzern hat 2015 seine 90 Prozent, die er an Ferrari hält, an der New Yorker und Mailänder Börse verkauft. Ferrari konnte seinen Wert seither um mehr als 300 Prozent steigern. Aktuell hat die italienische Sportwagenschmiede eine Marktkapitalisierung von knapp 36 Milliarden Euro.

Gute Margen

Porsche ist einer der großen Geldbringer im VW-Konzern. Eine Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) des deutschen Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer im Jahr 2020 ergab, dass Porsche trotz der Coronakrise im ersten Halbjahr 2020 einen operativen Gewinn von 9853 Euro pro Fahrzeug erwirtschaftete. Der Gewinn von Porsche im vergangenen Jahr könnte nach Ansicht von Experten bei fünf bis sechs Milliarden Euro liegen. Neben Porsche ist die Marke Audi einer der großen Gewinnbringer des Volkswagen-Konzerns.

Wie wertvoll Porsche ist, kann man an der geschätzten Marktkapitalisierung sehen. Die von manchen Experten angenommenen 100 Milliarden Euro sind fast so viel, wie der ganze Volkswagen-Konzern mit seinen zehn Marken (darunter VW, Skoda, Seat, Lamborghini, Audi, Porsche) aktuell wert ist: 103,4 Milliarden Euro.

Der Volkswagen-Konzern könnte das frische Kapital auch recht gut gebrauchen. Der Wechsel hin zur Elektromobilität, die Digitalisierung der Fahrzeuge und die Entwicklung von autonom fahrenden Autos kosten den Hersteller viele Milliarden Euro.

Vor einem Börsegang müssen aber noch zahlreiche Hürden genommen werden. Unter anderem hängt dies auch vom Börsenumfeld ab, das sich durch die Ukraine-Krise verschlechtert hat. Volkswagen teilte in seiner Ad-hoc-Mitteilung am Dienstag an die Anleger mit, ob am Ende eine Eckpunktevereinbarung geschlossen werde, sei genauso offen wie deren Inhalt. Dies hänge auch von der Zustimmung der verschiedenen Gremien ab.

4000 brennende Autos

Die Porsche SE bestätigte fortgeschrittene Gespräche und erklärte, die Transaktion könnte auch den Erwerb von Stammaktien der Porsche AG umfassen. An dieser sind die Familien bisher nur indirekt über die Holding beteiligt. Die Porsches und Piëchs bekämen bei einem Börsengang wieder direkten Zugriff auf die Porsche AG.

In den vergangenen Tagen waren Porsche und der Volkswagen-Konzern vor allem wegen des brennenden Frachters im Atlantik in den Schlagzeilen. Von dem Feuer sind 4000 Autos betroffen, darunter 1100 Porsches, Dutzende Bentleys und einige Lamborghinis. Über den Wert der Fracht auf der „Felicity Ace“, die unter panamaischer Flagge unterwegs war, gibt es keine Angaben.

(red./ag.)

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