Faltbares Smartphone

Huawei P50 Pocket: Ein edler Klon aus China

Beim Design holte sich Huawei Inspiration bei Samsung.
Beim Design holte sich Huawei Inspiration bei Samsung.Huawei
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Die Smartphone-Revolution lässt auf sich warten. Die faltbaren Handys sind nicht so durchgestartet wie vielfach erwartet. Wird das Huawei P50 Pocket zur Änderung beitragen?

Jetzt hat es Huawei also auch: ein horizontal klappbares Smartphone. Das P50 Pocket hat frappante Ähnlichkeiten mit Samsungs kompaktem Z Flip 3. Eigentlich ein Kompliment, aber auch ein bisschen unverschämt. Fest steht, dass Samsung zurzeit klar den Ton bei der noch jungen Smartphone-Kategorie vorgibt, die nach wie vor ein Nischendasein fristet. Doch das könnte sich schon bald ändern, wie Experten des Marktforschungsinstituts Canalys kürzlich vorgerechnet haben.

Demnach könnte schon bis 2024 der Anteil von Falthandys auf 30 Millionen Stück anwachsen. Ein klares Zeichen dafür, dass diese Kategorie sich schlussendlich doch noch durchsetzen wird, sehen Marktforscher bereits in den aktuellen Verkaufszahlen: Während der gesamte Smartphone-Markt nur um sieben Prozent wuchs, verzeichneten die Falthandys ein Wachstum von 149 Prozent. Inwiefern wird das P50 Pocket Einfluss auf diese positive Tendenz haben? „Die Presse am Sonntag“ hat sich das Gerät genauer angesehen.

Alte Probleme. Gleich vorneweg sei dazu gesagt, das Software-Problem Huaweis ist aufgrund des anhaltenden US-Embargos weiterhin vorhanden. Hier hat Huawei aber bereits entsprechend reagiert und die Apps trotzdem verfügbar gemacht. Es braucht ein paar Klicks mehr, aber WhatsApp, Google Maps und Co. funktionieren nach der Installation einwandfrei.

Nun zum eigentlichen Kernthema: Was kann das Huawei P50 Pro? Hier muss man dem chinesischen Konzern zugutehalten, dass es das Z Flip 3 nicht eins zu eins kopiert, sondern wohlweislich ein paar Verbesserungen hinzugefügt hat. Das fängt beim Display an. Während beim Samsung-Modell die Knickstelle deutlich sichtbar ist, verschwindet diese nahezu völlig beim Pocket. Hinzu kommt, dass die geringere Auflösung von 2790 x 1188 Pixel bei dem 6,9 Zoll großen Gerät nicht auffällt. Ein Pluspunkt ist das 120-Hz-Display. Außerdem liegt die Touch-Erkennung bei 300 Hz, wodurch es kaum eine Eingabeverzögerung gibt.

Beim winzigen kreisförmigen Display auf der Außenseite erlaubt Huawei einige Spielereien. So können Uhr, Timer und Nachrichten angezeigt werden und auch die Zehn-Megapixel-Selfie-Kamera darüber aktiviert werden.

Apropos Kamera: Hier bietet das P50 Pocket eine 40-Megapixel-Haupt-, eine 32-Megapixel-Ultraweitwinkel- undnoch eine 32-Megapixel-Ultra-Spectrum-Kamera. Letztere wartet mit zusätzlichen Funktionen auf. So können Fotos geschossen werden, die wie UV-Aufnahmen wirken. Es werden Informationen, die außerhalb des Lichtspektrums liegen, unterstützt. Die Ultra-Spectrum-Kamera kommt zudem bei der „Mirror Sunscreen App“ zum Einsatz, bei der über die Frontkamera kontrolliert werden kann, ob die Sonnencreme auch wirklich ordentlich und ausreichend aufgetragen wurde.

Huawei beweist Mut.
Der Akku ist besser als bei Samsung und überdauert mehr als einen Tag. Die restliche Ausstattung überzeugt, und das Fehlen von 5G-Unterstützung sowie kabellosem Laden ist hinnehmbar. Wäre das auch in die Preisfindung eingerechnet worden. Denn mit 1299 Euro ist es teurer als das direkte Konkurrenzprodukt, das für 1050 Euro zu haben ist. Das kann Huawei nicht entgangen sein. Und bei Samsung sind 5G, kabelloses Laden, das Google-Universum sowie die volle Bandbreite der Android-Apps vorhanden. Das sind viele Argumente, die es dem P50 Pocket nicht leicht machen, sich auf dem Markt zu behaupten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2022)

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