Mindestens 115.000 Ukrainer sind in den ersten drei Kriegstagen laut Angaben des polnischen Grenzschutzes in Polen eingereist. Sie werden mit offenen Armen erwartet, berichten sie.
Es sieht auf den ersten Blick aus wie eine Ferienreise. Kaum ist der hochmoderne ukrainische „Intercity-Plus" aus Kiew mit über vierstündiger Verspätung am polnischen Grenzbahnhof Przemysl eingetroffen, öffnen sich die automatischen Türen und der Schaffer hilft beim Aussteigen. Schwere Koffer und Kinderwagen werden auf den Bahnsteig gehoben, es folgen Frauen und Kinder sowie ganz vereinzelt Großväter und Großmütter.
Die Passkontrolle ist speditiv und betont freundlich. Ein Covid-Zertifikat muss man nicht mehr vorzeigen. „Das geht schneller", sagt ein polnischer Grenzer. Das Gepäck wird oberflächlich kontrolliert. Die Zollbeamtin sucht kurz nach Wodka und Zigaretten. Und dann stehen die Flüchtlinge aus der Ukraine plötzlich am kaum beleuchteten Hinterausgang des Bahnhofs in der kalten polnischen Nacht. Volontäre versuchen sie hier abzufangen, bieten Gratisbusfahrten nach Krakau, Wroclaw (Breslau) oder gar Warschau an. Viele der übermüdeten Ankömmlinge reiben sich ungläubig die Augen, glauben den Volontären nicht, und gehen stattdessen durch eine Unterführung ins Hauptgebäude.