Im Kino

Rockband-Horror mit Dave Grohl: Schön, dass es einen so schlechten Film geben kann

Studio 666
Studio 666Open Road Films
  • Drucken

Die Foo Fighters haben eine Horrorkomödie gedreht: „Studio 666“ sieht aus, riecht und schmeckt wie Videothekenschund aus den Achtzigerjahren. Und geht mitten ins Herz.

Rock und Schock gehen gut zusammen. Unzählige Bands von Marilyn Manson über Alice Cooper und Black Sabbath nutzten Versatzstücke und Inszenierungsweisen aus der Horrorkultur, um ihr Bürgerschreck-Image in die Welt zu schreien. Dass jetzt die US-Formation Foo Fighters, seit mehr als 25 Jahren verlässliche Lieferanten (Stadion-)tauglicher Rockmusik, der provokanten Selbstdarstellung unverdächtig, die Hauptrolle in einem eher schmucklosen B-Film spielt, kommt allerdings überraschend.

Die Idee zum Plot stammt von Frontmann Dave Grohl selbst, angesiedelt ist sie in jenem Haus im kalifornischen Encino, in dem die Band ihr letztjähriges Studioalbum, „Medicine at Midnight“, eingespielt hat. Dorthin werden sie in „Studio 666“ von ihrem grantigen, zu cholerischen Anfällen neigenden Label-Boss (herrlich: Comedian Jeff Garlin) geschickt, um neues Material aufzunehmen. Die Verwalterin (Leslie Grossman) der von diversem Grünzeug überwucherten, dunkelromantisch in der Sonne liegenden Villa zeigt sich erfreut, die verhaltenskreative Nachbarin (amüsant: Jenna Ortega), die fast nur über den Gartenzaun kommuniziert, eher verängstigt: Denn in den Neunzigerjahren hatte sich schon einmal eine Band dort eingemietet, mit fatalen Konsequenzen: Der Frontmann schlachtete seine Kollegen ab.

Grohl, im Groll über seine anhaltende Kreativblockade, findet im Keller des Hauses eine Aufnahme von damals, wird von einer bösen Macht besessen, woraufhin sowohl seine Inspiration als auch seine Mordlust in schwindelerregende Höhen steigen. „Studio 666“ ist grundsympathisch, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Dass die Mitglieder einer schwer erfolgreichen Formation wie die Foo Fighters vor der Kamera herumstümpern und dabei wohl mehr Spaß haben als die späteren Zuschauer, wirkt in einem Klima der maximalen Imagekontrolle erfrischend uneitel. Dass sie dafür dann auch noch das Format einer abgeranzten Horrorkomödie wählen, die, vollgestopft mit krepierenden Schmähs, Billigsdorfer-Digitaleffekten und Blut-und-Kotze-Fontänen, komplett spannungsbefreit und mindestens eine halbe Stunde zu lang über die Leinwand eiert, geht mitten ins Herz.

Ein Phänomen aus den Achtzigern

Das nicht zuletzt, weil der Film damit das besonders in den Achtzigerjahren populäre Phänomen von Rockmusiker-zentrierten Horrorfilmen in die Gegenwart hievt: Müßig zu sagen, dass auch damalige Gemmen wie „Hard Rock Zombies“ (Untote Heavy-Metal-Truppe kämpft gegen Hitler!), der Glamrock-Slasher „Rocktober Blood“ oder „Ragman“ (mit Gene Simmons und Ozzy Osborne) keine guten Filmen waren – und wahrscheinlich auch nicht sein wollten.

Bei aller unvernünftigen Sympathie für „Studio 666“: Etwas Manöverkritik muss dann doch sein. Hinter der Kamera waren nämlich keine Laien am Werk. Doch weder Drehbuchautor Jeff Buhler („Friedhof der Kuscheltiere“) noch Regisseur BJ McDonnell („Hatchet III“) scheinen interessiert daran oder fähig, zumindest etwas Atmosphäre oder Spannung aus dem schlechten Stoff herauszuholen. Sogar zwei ziemlich sensationelle Gastauftritte von Lionel Richie (!) und John Carpenter, der auch die Titelmusik komponiert hat, gehen im restlichen Gedöns recht sang- und klanglos unter.

Aber schön ist es doch, dass in Zeiten, in denen die meisten Horrorfilme auf der Streaming-Halde landen, so ein Projekt, das aussieht, riecht und schmeckt wie Videothekenschund aus den Achtzigerjahren, im Kino zu sehen ist. Den Foo Fighters sei Dank.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.