GM kehrt mit Rekord an die Börse zurück

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Das Interesse am US-Autokonzern übertrifft das Angebot um das Siebenfache. Der Börsegang von General Motors könnte zum größten der Geschichte werden. Ab Donnerstag, notiert GM wieder an der Wall Street.

[Wien/Bloomberg/Reuters/jaz]Der US-Autokonzern General Motors (GM) ist zwar nicht mehr der größte Autohersteller der Welt. Diesen Titel mussten die Amerikaner schon vor Längerem an den japanischen Konkurrenten Toyota abgeben. GM könnte heute, Donnerstag, aber einen anderen Rekord aufstellen. Und zwar jenen für den weltweit größten Börsegang.

Bis zu 550 Mio. Stammaktien von GM wollen zwei derzeitige Eigentümer – der amerikanische Staat und die Automobilgewerkschaft UAW – über die Börse verkaufen. Wenn der Preis wie erwartet am oberen Ende des Preisbandes von 33 Dollar liegt, werden dadurch 18,1 Mrd. Dollar (13,4 Mrd. Euro) erlöst. Hinzu kommen Vorzugsaktien im Ausmaß von 4,6 Mrd. Dollar. In Summe könnte damit also der bisherige Rekord der Agricultural Bank of China mit 22,1Mrd. Dollar übertroffen werden. Jenen des bislang größten US-Börsegangs – Visa mit 19,7Mrd. Dollar im März 2008 – dürfte GM jedenfalls hinter sich lassen.

Segen für Barack Obama

Für Barack Obama ist die große Nachfrage nach den GM-Aktien ein Geschenk des Himmels. Denn dadurch wird eine der umstrittensten wirtschaftspolitischen Entscheidungen des US-Präsidenten, die Rettung des Autokonzerns mit 50 Mrd. Dollar an Steuergeldern, sozusagen nachträglich legitimiert. Geschäft ist der Verkauf von GM aber trotz der deutlich stärker erwarteten Nachfrage noch keines. Dafür müssten sämtliche Aktien um durchschnittlich 43,7Dollar verkauft werden. Vor dem Verkauf der noch beim Staat verbliebenen Anteile müssten die GM-Papiere also um rund 60 Prozent steigen, damit der US-Steuerzahler pari aus der Affäre käme. Bisher gehören 61Prozent von GM dem amerikanischen Staat – der Rest entfällt auf Kanada, die Gewerkschaft und Gläubiger der „alten GM“. Nach dem Börsegang wird die Regierung Obama noch über rund 30 Prozent der Anteile verfügen.

Der Grund für die rege Nachfrage nach den Aktien des Konzerns ist, dass das Unternehmen mit der „alten GM“ nur noch wenig gemein hat. Im Rahmen der 40-tägigen Phase des Insolvenzverfahrens im Juni 2009 konnte sich GM von vielen Altlasten befreien und in einer quasi „Bad GM“ – offizieller Name Motors Liquidation Company – unterbringen. Dazu gehörten unter anderem die Schulden von fast 95 Mrd. Dollar. Außerdem konnten mit der Gewerkschaft erstmals neue Vereinbarungen über Gesundheitszahlungen geschlossen werden, was Einsparungen von drei Mrd. Dollar pro Jahr brachte. Zuvor musste GM pro verkauftem Auto 2000 Dollar für die Krankenversicherungen und Pensionen seiner Mitarbeiter kalkulieren. Beim Konkurrenten Toyota sind es knapp 500 Dollar.

Kapazitäten deutlich verringert

Zusätzlich wurden auch die Kapazitäten drastisch zurückgefahren. So wurden etwa 13 der 47 GM-Werke in den USA geschlossen, und jeder fünfte der 90.000 US-Mitarbeiter wurde gekündigt. Vier der zwölf Konzernmarken – Pontiac, Hummer, Saturn und Saab – wurden aufgelassen oder verkauft.

Dies ermöglichte es dem Unternehmen nun, bereits bei einem US-Markt von rund zehn Mio. verkauften Fahrzeugen pro Jahr Gewinne zu erzielen. Früher rutschte GM schon ins Minus, wenn in einem Jahr weniger als 15Mio. Autos in den USA verkauft wurden. „New GM“ hätte 2008 demnach Gewinne geschrieben, „Old GM“ verlor 31 Mrd. Dollar.

Auf einen Blick

General Motors kehrt heute, Donnerstag, an die Börse zurück. Der Börsegang könnte 22,7 Mrd. Dollar erreichen, das wäre neuer „Weltrekord“. GM wurde nach der Insolvenz vom Staat gerettet und hat sich restrukturiert. In den ersten drei Quartalen wurde ein Gewinn von 4,1 Mrd. Dollar erzielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2010)

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