Tennis

Wenn Tennisprofis Grenzen überschreiten

Muss wieder einmal als unrühmliches Beispiel herhalten: Nick Kyrgios.
Muss wieder einmal als unrühmliches Beispiel herhalten: Nick Kyrgios. (c) APA/AFP/FREDERIC J. BROWN (FREDERIC J. BROWN)
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So mancher Wutausbruch ist zuletzt außer Kontrolle geraten. Im Frust gefährdeten Alexander Zverev, Nick Kyrgios und Co. sogar Schiedsrichter und Ballkinder. Dennoch kamen die Profis mit auffallend milden Strafen davon.

Miami. Der ehemalige Weltranglistenerste Andy Roddick nahm die gehäuften Tennis-Ausraster zum Anlass, eine Anleitung zu drehen: Wie man einen Schläger schmeißt und einen Ball wegschlägt, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Die launige Lektion hat einen bedenklichen Hintergrund. Wutausbrüche werden zum Dauerthema.

Im Frust gefährdeten Profis zuletzt sogar Schiedsrichter und Ballkinder. Nach der Attacke von Alexander Zverev gegen den Schiedsrichter-Stuhl in Acapulco ließen die nächsten Vorfälle nicht lang auf sich warten. Im Achtelfinale von Miami ärgerte sich Nick Kyrgios über das Funkgerät von Schiedsrichter Carlos Bernardes und wetterte so vehement, dass er eine Punkt- und dann eine Spielstrafe kassierte. Selbst mit Abstand legte der Australier in den sozialen Netzwerken gegen den anerkannten Unparteiischen nach. „Holt neue Leute“, schimpfte Kyrgios.

Zertrümmerte Schläger und Schimpftiraden sind dabei nichts Neues in der Tennis-Szene. Schon vor Jahrzehnten übernahm John McEnroe („You cannot be serious“) die Rolle des Bösewichts. 2020 sorgte Novak Djoković bei den US Open für einen Skandal, als er eine Linienrichterin mit einem weggeschossenen Ball traf und disqualifiziert wurde.

Momentan wird diskutiert, ob und wie Tennisprofis Grenzen überschreiten und wie milde sie davonkommen. Schiedsrichter bekommen viel ab. Bei den Australian Open fragte Daniil Medwedew den Referee, ob er dumm sei. Denis Shapovalov warf dem Unparteiischen vor, korrupt zu sein.

Zverev leistete sich in Acapulcoeinen Ausraster, den er im Nachhinein selbst als „inakzeptabel“ bezeichnete. Mehrfach schlug er nach der Niederlage in einem unbedeutenden Doppel mit seinem Schläger auf den Schiedsrichterstuhl ein, auf dem der Unparteiische noch saß. Der Hamburger wurde fürs Einzel disqualifiziert. Die Profi-Organisation ATP brummte dem Topspieler eine Geldstrafe und eine achtwöchige Sperre nur auf Bewährung auf. Zu wenig, findet mancher.

Der frühere Weltranglistenerste Mats Wilander sagte bei Eurosport: „Man sanktioniert jemanden, der sich so verhält, mit einer sechsmonatigen Sperre. Man erlaubt ihm doch nicht, die wichtigsten Turniere zu spielen.“ Auch Rafael Nadal sprach sich für härtere Strafen aus.

Ballkinder in Angst

Kyrgios wurde einst ebenfalls für acht Wochen gesperrt. Die Sperre wurde damals auf drei Wochen reduziert, als er einer sportpsychologischen Behandlung zustimmte. In Indian Wells warf er nun seinen Schläger so heftig auf den Boden, dass sich ein Ballbub gerade noch wegducken konnte. Kyrgios bestritt jegliche Absicht. Als Jenson Brooksby in Miami seinen Schläger warf, wurde der Ballbub leicht getroffen. Brooksby erhielt eine Punktstrafe – und gewann. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2022)

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