Filmretrospektive

Bogdan Dziworski: Die surreale Welt des Sports

"Skiszenen mit Franz Klammer" von Bogdan Dziworski.
"Skiszenen mit Franz Klammer" von Bogdan Dziworski.(c) Wytwórnia Filmów Oświatowych
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Das Wiener Filmmuseum stellt am 6.4. das sportaffine Werk des Polen Bogdan Dziworski vor. Inklusive eines Films über Franz Klammer.

Die kurzen, großteils wortlosen Dokumentarfilme des polnischen Bildermachers Bogdan Dziworski gehören zu den spektakulärsten Geheimnissen der Filmgeschichte. Am 6. April um 20.30 Uhr zeigt das Österreichische Filmmuseum einige von Dziworskis Arbeiten, die sich auf virtuose Weise mit Körpern und Sport befassen, in seiner Anwesenheit. Unter dem Motto „Mens sana in corpore sano“ behandeln sie die Bewegungswelten des Modernen Fünfkampfs, Biathlons, Hockeys und – aus österreichischer Sicht besonders spannend – der Skiwelt des Olympiasiegers Franz Klammer.

Dass die titelgebende Sentenz über den gesunden Geist im gesunden Körper vom römischen Dichter Juvenal angeblich ironisch gemeint war, passt sehr gut zu den Filmen Dziworskis. Der wie Andrzej Wajda oder Krzysztof Kieślowski auf der liberalen Filmschule in Łódź ausgebildete Fotograf, Kameramann und Regisseur interessiert sich nämlich vor allem für Erschöpfung, für den inhärenten Humor körperlicher Grenzen. In atemberaubend montierten Sequenzen samt Zeitlupen, Zeitraffer oder rückwärts laufenden Szenen erforscht er die surreal-komischen Seiten des Sports. So beginnt sein „Klassischer Biathlon“ mit der Einstellung einer Frau, die den Sportlern unter größter Anspannung Getränkebecher reicht, während seine „Skiszenen mit Franz Klammer“ in Slapstick – samt durch die Luft wirbelnder Ski – und an einer Stelle in eine erotische Entkleidungssequenz ausarten. Die famosen Bilder tendieren dabei ins Abstrakte, während die bewusst spärlich gesetzten Toneffekte Details der sportlichen Betätigung in den Vordergrund rücken – etwa das Geräusch von Kufen auf Eis.

Ein Mann, der ohne Arme malt

In den vergangenen Jahren hat sich die Sportwelt zunehmend als unangenehmes Politikum in die Schlagzeilen gebracht. Dziworskis Filme führen zurück zu einer möglichen Unschuld der körperlichen Betätigung. Man kann diese Filme als Antipoden zu Leni Riefenstahl oder zu berühmten Fußballern sehen, die nach jedem Tor ihre Muskeln präsentieren. Statt in der Vollkommenheit liegt die Schönheit in deren Ausbleiben. Es geht um das Austarieren zwischen Körpern und Hindernissen. In diesem Sinne ist „Szenen aus dem Leben eines Mannes“ der wohl größte Film Dziworskis. Er folgt einem Mann, der ohne Arme lebt – und springt, Ski fährt, malt, sich Zigaretten anzündet. Eine zugleich verstörende wie beglückende Ode an das Leben.

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