Kunstwerte

Art Basel Art Market Report

Der Kunstmarkt boomt und hat im Vorjahr laut Kunstökonomin Clare McAndrew wieder sein vorpandemisches Niveau erreicht.

Kunst hat sich tatsächlich als Krisenwährung etabliert. Zumindest beobachtete das die Kunstökonomin Clare McAndrew, die den Art Basel/UBS Art Market Report geschrieben hat. Demnach stiegen die globalen Umsätze am Kunstmarkt 2021 wieder über das Niveau vor der Pandemie. Die Verkäufe von Händlern und Auktionshäusern erreichten im Vorjahr geschätzte 65,1 Milliarden Dollar, das ist ein Plus von 29 Prozent gegenüber 2020 und übertrifft sogar die 64,1 Milliarden Dollar von 2019.

Interessant ist, dass der digitale Wandel, der sich im Zuge von Corona entwickelt hat, die grundsätzliche Marktdynamik übernommen hat. Mit anderen Worten: Das obere Segment begann sich erneut vom Rest des Marktes abzusetzen, mit einer noch dichteren Konzentration auf wenige Künstler. Neu ist, dass seit Corona die gläserne Decke bei Onlineaktionen gebrochen wurde. Inzwischen ist der digitale Weg des Verkaufs gleichwertig mit dem realen Verkauf. So verzeichnete der Auktionsverkauf insgesamt ein Wachstum um 47 Prozent auf 26,3 Milliarden Dollar. Jedoch waren Privatverkäufe nahezu genauso erfolgreich wie Auktionen, was daran liegt, dass in Krisenzeiten viele Sammler den anonymen Verkauf bevorzugen. Laut Art Market Report stieg der Umsatz mit privat verkaufter Kunst im Auktionssektor um 32 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar.

Der Kunsthandel litt hingegen im Vergleich zum Auktionsmarkt unter den wenigen Messen, die im Vorjahr stattfanden. Zwar stiegen die Umsätze der Galerien um 18 Prozent auf rund 34,7 Milliarden Dollar, jedoch lagen sie damit unter dem Niveau von 2019. Verantwortlich dafür waren vor allem die fehlenden Messen, die vor der Pandemie für 43 Prozent der Umsätze sorgten.

Folgen des Brexit. Der Austritt Großbritanniens aus der EU hat Auswirkungen auf den Kunstmarktplatz London. So fielen die Umsätze auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. In der Vergangenheit war London stark von Kunstimporten und dem saisonalen Zustrom internationaler Käufer abhängig. Nach den von der britischen Steuerbehörde veröffentlichten Zahlen belief sich der Wert der Einfuhren von Kunst und Antiquitäten 2020 auf 2,1 Milliarden Dollar, was einem Rückgang um ein Drittel gegenüber 2019 entspricht. Im Vorjahr gingen die Einfuhren um weitere 18 Prozent zurück.

Neu am Kunstmarkt waren 2021 in der Blockchain gesicherte digitale Werke, sogenannte NFTs, die erstmals im Art Market Report berücksichtigt wurden. Die Kunstökonomin sieht einen Anstieg dieser neuen Sparte auf 8,6 Milliarden Dollar.

eva.komarek@diepresse.com

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.