Glosse

Geht's der Wirtschaft gut, geht's dem Finanzminister besser.

Wie die angebliche Steuerentlastung der Regierung ein Einnahmenplus beschert.

Während die Wirtschaft aus dem Coronaloch wuchs, konnte sich die Regierung 2021 über ein sattes Einnahmenplus freuen. Die Steuerlast sprang von 42,8 Prozent auf 44 Prozent. Heuer, da die Wirtschaft mit horrenden Preissteigerungen kämpft – und Haushalte mit der resultierenden Inflation –, sprudeln die Einnahmen weiter. Die einnahmenstarke Umsatzsteuer brachte in den ersten zwei Monaten des Jahres etwa um 13,5 Prozent mehr ein – Inflation sei Dank.

Wenn es den Arbeitnehmern heuer und in den folgenden Jahren auch noch gelingt, die Inflation in Lohnzuwächse umzumünzen, dann rollt der Euro auch bei der Lohnsteuer so richtig gen Staat. Ja, die Einkommensteuer wird ab Juli in Schritten gesenkt. Aber höhere Löhne bedeuten höhere Steuerlast. Die kalte Progression könnte dem Staat die entgangenen Einnahmen bis 2025 fast vollständig ersetzen. Gute Nachrichten für die Regierung also. Sie kann mit Entlastung werben, dennoch klingeln die Staatskassen. Und Reformdruck entsteht auch keiner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2022)

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