Der bulgarische Revolutionär Vasil Levski.
Kunstwissenschaft

Revolutionäre in der Dunkelkammer

Martina Baleva erforschte am Beispiel Bulgariens den Einfluss der Fotografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Widerstandsbewegungen. Visitenkartenfotos in Uniform suggerierten etwa eine einsatzbereite Armee.

Es war der blutige Höhepunkt einer Freiheitsbewegung, als der Aufstand bulgarischer Revolutionäre gegen die osmanische Herrschaft im April 1876 niedergeschlagen wurde. Um die eigene Ideologie zu verbreiten und sich als kampfbereite Gruppierung zu inszenieren, hatten die Aufständischen im Vorfeld auch auf eine ganz spezifische Form der Fotografie gesetzt, wie Martina Baleva vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck herausgefunden hat: und zwar auf Visitenkartenporträts.

„Es handelt sich dabei um ganz kleine Fotografien, die circa fünf mal zehn Zentimeter groß sind, und eher mit dem westeuropäischen Bürgertum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden“, sagt Baleva. Aufgrund der günstigen Produktionsmethode und der reduzierten Größe waren die Bildchen für ein breites Publikum erschwinglich – und entsprechend populär. An Widerstandsbewegungen lässt einen diese sogenannte „Carte de visite“-Fotografie tatsächlich nicht unbedingt denken. Zu Unrecht, wie Baleva zeigte.

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