Unterwegs

Disneycrazy

Im Disneyland Paris kann man beobachten, was uns von Amerika trennt – im Guten wie im Schlechten.

Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung . . . nein, wer die Drehkreuze am Eingang zum Disneyland Paris passiert, begibt sich nicht in einen Höllenkreis, aber starke Nerven sind nicht ganz nutzlos. Vor allem, wenn man sich der Unausweichlichkeit zu fügen hat, das am Osterwochenende machen zu müssen. Da ist es an jenem Ort, wo angeblich die Magie beginnt, bummvoll.

Doch wir unternehmen das nicht um unser selbst willen, sondern der Kinder wegen. Also Augen auf, hier lässt sich vielleicht etwas über die Welt lernen. Zum Beispiel hier, in der Warteschlange des „Hakuna Matata Café“. „Was können Sie empfehlen?“, fragen wir die Dame, welche die Gäste dieses Schnellimbisses im Reich des „Königs der Löwen“ den Kassen zuteilt. „Ich esse hier nicht“, schnoddert sie zurück. Okay. Muss ja nicht.

Blicken wir stattdessen auf den Plan der Attraktionen. Moment, welcher Plan? Eine App muss man sich aufs Handy laden, um den Weg zu den Piraten der Karibik zu finden oder ins Labyrinth von Alice. Bitte einen Plan in Papier, wir wollen unseren Kindern ja keine schlechten Vorbilder sein, die ständig auf das Handy glotzen: Nein, den gibt es nur in Ausnahmefällen, für jene raren Gäste, die kein Smartphone besitzen. Aber immerhin: Am Frühstücksbuffet gibt es Marmorkuchen mit Mickey-Maus-Muster . . . Was, wie meinen? Der ist heute schon aus? Es ist erst halb neun! Was soll's: Die Kinder sind begeistert, wir haben es nach eineinhalb Stunden sogar zu „Ratatouille“ geschafft. Nächstes Mal, das heißt: Falls es ein nächste Mal gibt, schauen wir uns das aber in Orlando, Florida, an. Weil: wenn schon Disneycrazy, dann im Original.

oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2022)

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