Jazz

Pat Metheny: Ein Jazzer sucht den Aufbruch seiner Jugend

(c) Jimmy Katz
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Zwischen Funk und Esoterik: Gitarrist Pat Metheny präsentierte „Side-Eye“ im Großen Sall des Wiener Konzerthauses.

Ist der Gitarrenroadie, der ihm während der Performance laufend das penibel präparierte Operationsbesteck serviert, für Pat Metheny wichtiger als seine musikalischen Begleiter? Darüber darf man zumindest grübeln. Das erste Teil, das ihm der Namenlose um den Hals hängte, war jedenfalls eine 42-saitige, vierhalsige Pikasso-Gitarre. Aus dieser galt es „Make Peace“ zu kitzeln. Ein sanftes Stück aus dem Jahr 2005, aber ganz in der Tradition der schöngeistigen Kontemplationen, mit der Metheny (damals mit Lyle Mays) in den Achtzigerjahren für ein Massenpublikum in die Wolken der Esoterik blickte.

Trotz schlohweißer Mähne wirkt Metheny immer noch wie ein verträumter Bursche, ein Sweatshirt-Typ wie vom Copyshop. In seiner Kunst besucht er immer wieder jene Melodien, die der Soundtrack seiner Adoleszenz waren. Etwa „Bright Size Life“ von seinem Debütalbum (1976). Eingerahmt von sehr jungen Musikern – diesmal: Keyboarder Chris Fishman, Schlagzeuger Joe Dyson – sucht er noch einmal das Gefühl des Aufbruchs. Sein Projekt „Side-Eye“ ist mehr als ein flockig-frisches Doppelalbum. Es ist eine Plattform, für die er Jazzmusiker in ihren Zwanzigern versammelt, die mit Hip-Hop und Elektronik aufgewachsen sind. Mit diesem Kunstgriff will Metheny zugleich Nachwuchsförderung betreiben und sich selbst eine Art Frischzellenkur verpassen.

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