Slash ½: Killer, Kung-Fu-Chaos und Sauerkraut

"Hatching": Das Slash einhalb legt sich (k)ein Ei.
"Hatching": Das Slash einhalb legt sich (k)ein Ei.(c) Andrejs Strokins
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Am 5. Mai startet das Slash einhalb, Frühlingsableger des forschen Wiener Genrefilm-Events.

Im Kino stehen leidige Papp'nfetzen schon länger nicht mehr am Programm – auch beim Genrefilm-Fest Slash ½. Dort wagen sich heuer oft sogar die Maskenmörder ohne Maske auf die Leinwand. Vom 5. bis 7. Mai zeigt die kleine Schwester des herbstlichen Slash-Filmfestivals elf Filme, bei denen man sich den Schutz vor dem Mund allerdings immer wieder über die Augen ziehen möchte – so grausig geht es da bisweilen zu.

In Ti Wests ,,X“ (mit 1970er-Zeit- und Südstaaten-Lokalkolorit) ist immerhin von Anfang an klar, was passieren wird – also ein blutiges Gemetzel. Hier trifft Softcore-Porno auf Hardcore-Horror: Sperma sieht man in diesem Schocker zwar nicht spritzen, dafür aber viel Blut. West weiß, dass die beiden körpernahen Genres mehr miteinander zu tun haben als ihre jeweiligen „Money Shots“, in denen Sex bzw. Gewalt effektvoll kulminieren. Das wird in „X“ mit viel inszenatorischem Witz aus- und zugleich auf selbstreflexive Weise vorgeführt.

Ein Metzgerpaar, das Veganer jagt

Auch in der Farce ,,Some like it rare“ fühlt sich ein Fleischerpaar ganz angeturnt – vom Abmurksen und Verspeisen seiner vegan lebenden Beute. Kannibalismus dient den beiden als Revitalisierungskur für die abgehalfterte Ehe und die schuldengeplagte Metzgerei. Sollten alle Stricke reißen, kann man stets noch vom (verhassten) Mitmenschen abbeißen: Das scheint uns der Film als verschmitzten Tipp für die herrschende Inflations- und Blackout-Panik mitzugeben.

Wie damit umgehen, wenn die Lichter ausgehen: Das erfährt man auch in „Dark Glasses“. Den Verlust des Sehsinns setzt Dario Argento in seinem ersten Film seit zehn Jahren mit Kontrollverlust gleich. Zwar gibt es auch hier genug Splatter-Schauwerte. Weit wichtiger als repetitives Schlachten in Nahaufnahme ist dem Regisseur, der mit „Giallos“ (sprich: hochstilisierten Schlitzer-Filmen) berühmt wurde, aber das zärtliche Porträt einer erblindeten Sexarbeiterin. Diese muss lernen, sich in einer aufs Auge geeichten Welt neu zurechtzufinden.

Filme könnte sie ohne Augenlicht kaum genießen. Also auch keine von Club-Musik durchtränkte Voodoo-Gotik in Neon-Chic, wie in „Mona Lisa and the Blood Moon“. Keine Sauerkraut-Therapie in baltischer Wildnis („Upurga“). Und auch kein transdimensionales Kung-Fu-Chaos wie in „Everything Everywhere All At Once“, dem Eröffnungsfilm des Festivals. Sprich: Ohne Sehen kein Slash ½. Augen auf, Masken runter – und durch.

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