Quergeschrieben

Skandal! Österreich kaufte russisches Gas, weil es billig war

Wenn wir nur noch mit den Guten Geschäfte machen, könnte die Energieversorgung in Zukunft schwierig werden.

Ein neuer Untersuchungsausschuss ist wohl nicht genau das, was sich die Österreicher derzeit am sehnlichsten wünschen. Schon wieder monatelang Berichte über kindische Chats, beschlagnahmte Handys und geschwärzte Aktenteile? Lieber nicht, würden wohl die meisten sagen.

Aber die Grünen mögen Untersuchungsausschüsse und hätten gerne noch einen. Diesmal soll es um die Abhängigkeit Österreichs von russischen Gaslieferungen gehen. Beim grünen Bundeskongress regte Parteichef Werner Kogler jüngst an, mit parlamentarischer Detektivarbeit jene Verantwortlichen auszuforschen, „die uns das eingebrockt haben“. Aufmarschieren müssten dann wohl sämtliche Regierungschefs der letzten Jahre und einige der bestbezahlten Manager des Landes. Aus Sicht der Grünen wäre das nicht bloß unterhaltsam, sondern auch praktisch: Während wir in der Vergangenheit wühlen, könnte Energieministerin Leonore Gewessler weiterhin so tun, als ginge sie der drohende Energienotstand im Land nicht direkt etwas an.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Ehemalige Oppositionspolitiker teilen mit Journalisten und anderen Nichthandlungsbevollmächtigten das Privileg, hinterher stets behaupten zu können, es vorher besser gewusst zu haben. Deshalb herrscht kein Mangel an Kritikern der Gasbewirtschaftung: War nicht schon lange klar, dass Russland ein räudiger Geschäftspartner ist? Hätten nicht alle wissen müssen, welch finstere Absichten Wladimir Putin hegt? Damit machen wir es uns zu einfach. Russisches Gas war billig und kam flott und umweltfreundlich in der Pipeline. Natürlich haben Politiker und Konzernmanager dieses Angebot dankend angenommen; so weit funktioniert der Kapitalismus sogar in Österreich. Den Russen die kalte Schulter zu zeigen, hätte vor deren Einmarsch in der Ukraine moralisch wenig Nutzen abgeworfen. Auf dem internationalen Energiemarkt geht es leider nicht zu wie beim Adventbazar der Caritas, wo lauter nette Leute mit allerbesten Absichten um Kunden werben. „Wer mit dem moralischen Kompass Energie kaufen will, kommt nicht weit“, sagte der ehemalige SPÖ-Kanzler Christian Kern vor Kurzem im „Standard“. „Mit wem macht man dann Geschäfte? Mit Katar, mit Libyen?“

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