Berlin-Briefing

Der russische Pazifist mit dem Sankt-Georgs-Band

(c) IMAGO/Jochen Eckel (IMAGO/Jochen Eckel)
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Der Krieg in der Ukraine führt viele hundert Kilometer weiter westlich zu ungewöhnlicher Symbolpolitik. Sie ändert wenig an einem komplizierten Problem, mit dem die Demokratien kämpfen.

Wer erfahren will, wie widersprüchlich sich die Welt in diesen Tagen gibt, kann mit Jewgenij reden. Geboren in Russland, 1994 zum Studium nach Deutschland gezogen, arbeitet als Übersetzer, bezeichnet sich als Pazifist. „Frieden schaffen ohne Waffen“ sei seine Parole, sagt er. Geht es nach ihm, gilt sie ebenso für die russische Armee, die in der Ukraine die Waffen niederlegen sollte.

Am Montag, dem russischen „Tag des Sieges“ über die deutschen Nationalsozialisten, steht Jewgenij mit ein paar hundert anderen vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten. Grauer Anzug, aus der vorderen Sakkotasche ragt ein Sankt-Georgs-Band, drei schwarze, zwei orange Streifen. Es stammt aus dem russischen Zarenreich, wurde in der Sowjetunion wieder eingeführt und wandelte sich in den vergangenen Jahren auch zu einem Symbol der Unterstützung für Wladimir Putin und seinen politischen Kurs. Der deutsche Staat hat einen kuriosen Umgang mit dem Bändchen gefunden: Weil es eine lange militärische Vergangenheit hat, darf es am Areal des Sowjet-Denkmals offen gezeigt werden. Ein paar Meter weiter draußen auf der Straße ist es genauso verboten wie russische Fahnen oder Sowjet-Symbole, die nur Veteranen tragen dürfen. Darüber wachten am Montag etliche bullige Polizisten, die immer wieder Menschen aus der Menge fischten, sie baten, die Bänder abzunehmen.

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