Cyber-Attacke auf Wikileaks kurz vor neuer Enthüllung

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Assange(c) EPA (Salvatore Di Nolfi)
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250.000 Dokumente wird die Plattform vermutlich noch heute veröffentlichen. Kurz davor wurde die Seite mit Unmengen an Anfragen bombardiert, um sie durch Überlastung zum Zusammenbruch zu bringen.

250.000 Dokumente des US-Außenministeriums will die Enthüllungsplattform Wikileaks wahrscheinlich noch am Sonntagabend veröffentlichen:  "Die Dokumente, die wir veröffentlichen werden, betreffen alle wichtigen Angelegenheiten in allen Ländern der Welt", sagte Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange. 

Kurz vor der Veröffentlichung wurde die Seite eigenen Angaben zufolge Opfer einer Cyber-Attacke: Die Website wurde gleichzeitig mit Unmengen von Anfragen bombardiert, um sie durch Überlastung zum Zusammenbruch zu bringen, erklärte Wikileaks am Sonntag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Veröffentlichung auch in Medien

Wikleaks betonte, die Attacke werde die für Sonntagabend erwartete Veröffentlichung der Dokumente aus US-Botschaften weltweit nicht verhindern. Die Website verwies darauf, dass die Unterlagen durch Partner-Zeitungen veröffentlicht würden. "'El Pais', 'Le Monde', 'Spiegel', 'Guardian' and 'NYT' ('New York Times') werden die US-Depeschen aus Botschaften veröffentlichen, auch wenn Wikileaks ausfällt."

Die USA haben Gespräche mit Wikileaks abgelehnt. "Wir werden uns an keinen Verhandlungen über die Verbreitung illegal erworbener Geheimberichte der US-Regierung beteiligen", schrieb der Rechtsberater des US-Außenministeriums, Harold Koh, am Samstagabend (Ortszeit) in einem Brief an Assange und dessen Anwalt. Dass Wikileaks im Besitz dieses Materials sei, verstoße gegen US-Gesetze. Die Veröffentlichung gefährde "das Leben zahlreicher unschuldiger Menschen". Assange wies diese Anschuldigung am Sonntag zurück. Seine Plattform weise vier Jahre Erfahrung mit der Veröffentlichung von Dokumenten auf und bisher sei niemand in Gefahr gebracht worden.

Letzte Warnung

Nach US-Angaben hatte Assange sich am Freitag an das Außenministerium in Washington gewandt, um Informationen darüber zu erhalten, wer durch die Wikileaks-Enthüllungen gefährdet sein könnte. Koh verurteilte die angekündigte Veröffentlichung der Geheimdokumente scharf und warnte vor "schwerwiegenden Folgen".

Seit vergangener Woche bereiten US-Diplomaten deshalb verbündete Regierungen rund um die Welt auf potenziell heikle oder peinliche Inhalte der Berichte vor. US-Außenministerin Hillary Clinton unterrichtete laut ihrem Sprecher Philip Crowley unter anderem auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien, Afghanistan sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Sein Land stelle sich auf den "schlimmsten Fall" ein, sagte Crowley.

Enthüllungen zum Irak-Krieg

Wikileaks hatte der Öffentlichkeit bereits im Juli 77.000 Dokumente zum Afghanistan-Krieg zugänglich gemacht. Im Oktober veröffentlichte die Plattform dann rund 400.000 geheime Unterlagen des Pentagons zum Irak-Krieg. Aus den damals veröffentlichten Dokumenten geht unter anderem hervor, dass die US-Armee trotz ihres Wissens von Folterungen von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte nicht dagegen eingeschritten sind. 

>>> Wikileaks

(APA/AFP)

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