Wiener Staatsoper

„I Puritani“: Wahnsinn, der sich hören und sehen lassen kann

Erst kindlich erfreut, dann manisch-depressiv: Pretty Yende glänzte bei ihrem Rollendebüt als Elvira in Bellinis Belcanto-Oper nicht nur mit Koloraturen, sondern auch mit intensiver Körpersprache. Die Herren um sie herum hielten recht wacker mit.

Wie abwehrend riss sie die Arme vor die Brust, zuckte auf den Impuls der Musik hin zusammen, knickte in ihrer Haltung ein: Der Wahnsinn, dem Elvira in „I Puritani“ verfällt, war in der 66. Aufführung der Inszenierung von John Dew an der Wiener Staatsoper stark in die Körpersprache der Protagonistin eingeschrieben. Erstmalig schlüpfte Pretty Yende, dem Publikum aus „La Traviata“ in der Regie von Simon Stone bekannt, in diese Rolle – und machte das Kippen ihrer Figur in die geistige Umnachtung durch ihre Gesten intensiv spürbar. Gleichzeitig betonte Francesco Lanzillotta am Pult, wie stark Vincenzo Bellini in seiner Belcanto-Oper dieses Schwanken seiner weiblichen Hauptfigur zwischen lichten Momenten und Wahnvorstellungen in die Musik gepackt hat.

Dass die Puritanertochter Elvira wie eine Lichtgestalt inmitten der kämpferischen Burgbewohner wirkte, wurde durch die düstere Bühne noch unterstrichen. Ihr weißer Schleier war ein Blickfang inmitten der dunklen Burg, in der Bühnenbildner Heinz Balthes monumentale Statuen mit abgeschlagenen Köpfen stumm die blutigen Hintergründe der britischen Revolutionsgeschichte erzählen lässt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.