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Eiszeit in der Maienzeit

Die Eisheiligen sind vorüber, und es ist mittlerweile ja eher das Problem, dass sich der Saharastaub über Kontinentaleuropa legt. Dabei herrscht politisch, wirtschaftlich und selbst sportlich – und das wohl auf absehbare Zeit – eine Eiszeit.

Nirgendwo war dies deutlicher als bei der Eishockey-WM in Finnland, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Russlands einst viel gerühmte Sbornaja war ausgesperrt – und bleibt es weiterhin. Und so machten sich Nordeuropäer und Nordamerikaner die Sache untereinander aus.

Es ist ja eher befremdlich, dass Ende Mai die Cracks immer noch dem Puck nachjagen – selbst in der NHL in Florida, dem „Sunshine State“, im „Sunbelt“ in Las Vegas und Los Angeles. Das Finale im Stanley Cup geht überhaupt erst im Juni über die Bühne. Zu dem Zeitpunkt ist sogar in Kanada der Frühling eingezogen.

Finnland scheint die Eishockey-WM jedenfalls gepachtet zu haben. 2023 richtet es das Turnier gemeinsam mit Lettland aus, nachdem der Verband St. Petersburg die WM entzogen hat. Dabei hätten sich alle Beteiligten viel erspart, hätten sie den Ost-West-Konflikt auf dem Eis ausgetragen. Vermutlich hatte der Kreml-Herr aber Angst vor einer Schlappe. Sauli Niinistö, Finnlands Präsident, stand vor Jahren gegen Wladimir Putin auf dem Eis – und er implizierte dezent, dass er sich für den versierteren Spieler hält.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2022)

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