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Hilfe im Joballtag

Bernhard Rupp plädierte für klare Richtlinien für den Arbeitsmarkt und die eigene Arbeitsleistung.
Bernhard Rupp plädierte für klare Richtlinien für den Arbeitsmarkt und die eigene Arbeitsleistung. (c) Roland Rudolph
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Angebot. Was für erkrankte Arbeitnehmer wichtig und zumutbar ist – und wo es Unterstützung braucht, damit sie gut am Workflow teilnehmen können.

Wie geht es Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Arbeitsleben? Und wie kann man ihre Situation im Joballtag verbessern? Dazu hat Bernhard Rupp, Leiter der Abteilung Gesundheitswesen in der Arbeiterkammer Niederösterreich, eine klare Meinung: „Zwar hat die österreichische Rechtsordnung theoretisch Vorkehrungen auf dem Papier getroffen, dass die Patienten nur zumutbare Tätigkeiten verrichten sollen. In der Praxis zählt aber leider trotzdem, ob man als Arbeitnehmer funktioniert. Man kann jederzeit gekündigt werden.“ Er plädiert dafür, dass sich Betroffene klar darüber sind, welchen Wert sie für den Arbeitsmarkt haben. „Denn je wertvoller ich als Arbeitskraft bin, desto mehr sind die Arbeitgeber gemüht, jemanden zu kriegen und zu halten. Je weniger qualifiziert jemand ist, desto weniger kümmert man sich um dessen Integration in den Arbeitsmarkt.“

Verschwiegen- oder Offenheit

Immer wieder ist er mit der Frage konfrontiert, was man in Vorstellungsgesprächen überhaupt preisgeben müsse: „Oft hört man hier von anderen Betroffenen, man solle es doch verschweigen oder lügen, aber das ist absurd und entspricht nicht der Lebensrealität.“
Auch Evelyn Gross, Erkrankte und Präsidentin von ÖMCCV, war mit der Frage, wie sie sich in Bewerbungsgesprächen verhalten soll, konfrontiert: „Da muss man überlegen: Wie glaubwürdig bin ich, wenn ich sage, ich habe kaum Krankenstände? Bin ich genauso leistungsfähig wie andere? Oder haue ich die Fakten auf den Tisch und sage: Kann ich eine eigene Toilette haben, gibt es eine Dusche im Haus? Oder ist Home-Office möglich und ich bin dadurch safe?“ Es sei „wichtig, dass man den Mumm hat, zu sagen: Ja, mir ist ein Malheur passiert und ich wäre am liebsten im Boden versunken, aber ich probiere es noch einmal – aber dafür brauche ich eine Umgebung, die meine Signale ernst nimmt und die mir Sicherheit gibt, damit ich am Arbeitsleben teilnehmen kann.“

Arbeitswelt sensibilisieren

Laut Rupp gehe es – nicht nur für Bewerber, sondern auch für Menschen, die ihre Diagnose während eines Dienstverhältnisses bekommen – darum, „zu besprechen, was man Hilfreiches tun könne: Kann man die Arbeitszeit variieren, Mobilitätsunterstützung geben, Home-Office ermöglichen? Aus meiner Erfahrung heraus geht das in Firmen mit gutem Arbeitsklima weit über das Nötige hinaus. Es gilt aber auch jenen zu helfen, die in weniger arbeitnehmerfreundlichen Umgebungen tätig sind.“ Gleichzeitig sei klar: Wer gut therapiert ist, kann leichter in der Arbeitswelt zurechtkommen. Er würde den Einsatz von Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmedizinern in diesem Kontext begrüßen, die den Einstieg von Morbus-Crohn- oder Colitis-ulcerosa-Patienten leichter machen könnten. „Leider haben wir einen Mangel an Arbeitsmedizinern. Es ist also so, dass auf dem Papier vieles da wäre, in Wahrheit Firmen sich aber kaum Zeit nehmen für Eingliederungs- und Wiedereingliederungsmaßnamen“, so Rupp.

Wichtig wäre generell „eine offene Diskussion darüber, was wir im Arbeitsumfeld mit Menschen machen, die schubhafte Erkrankungen haben – und wie wir die Arbeitswelt für sie sinnvoll und sicher gestalten, um sie noch besser in diese integrieren zu können.“


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