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Test Canon EOS R3: Scharfstellen mit einem kurzen Blick

Basstölpel bei der Balz
Basstölpel bei der BalzRief
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Canon hat viel Technik in die neue spiegellose EOS R3 gesteckt, darunter auch ein augengesteuertes Autofokus-System. In unserem Test überzeugte schon der normale AF.

Es hat einige Zeit gedauert, bis Canon das Potenzial von spiegellosen Systemkameras erkannt hat. Jahrelang überließ man das Feld Sony, das sich mit seinem Alpha-System zum Vorreiter machte und massiv an Marktanteilen gewann.

Irgendwann verstand man es bei Canon, man gab die Entwicklung in die Hände der Profi-Abteilung (früher war sie in der Hand der Consumer-Produktabteilung) und mittlerweile hat der weltgrößte Kamerahersteller ein ordentliches spiegelloses Portfolio: vom eben vorgestellten Einsteigermodell EOS R10 über die insgesamt ausgezeichneten R6 und die semiprofessionelle R5 bis zum neuen Flaggschiff, der EOS R3.

Die EOS R3
Die EOS R3

Die R3 richtet sich an Profi-Fotografen, die in der Kamera - daher die Größe - auch die Akkus der professionellen 1D-Spiegelreflex-Serie verwenden können. Im Vergleich zur 1Dx III ist die R3 mit 1015 Gramm samt Akku ein Leichtgewicht. Dank des großen Gehäuses liegt die Kamera gut in der Hand, gerade bei langen Brennweiten.

Die R3 hat eine Auflösung von 24 Megapixeln und schafft Reihenaufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde. Solche Werte haben Mitbewerber zwar auch, die Canon gibt es aber zum (vergleichsweisen) Kampfpreis von unter 6000 Euro. Sony will für seine a1 (mit einer höheren Auflösung von 50 MP) mehr als 7000 Euro.

Rief

Vor allem aber überraschte Canon bei der R3 mit der Wiederinführung des Augen-Autofokus ("Eye-Controlled-Focus"): Die 1053 AF-Punkte der Kamera stellen dorthin scharf, wohin der Fotograf im Sucher blickt.

Canon hatte die Technik schon 1992 in der EOS 5 präsentiert, damals standen aber nur fünf AF-Punkte zur Auswahl. Das System, verbessert in der Semi-Profikamera EOS 3 auf 45 Punkte, funktionierte überraschend gut - aber nicht gut genug für sich schnell bewegende und wechselnde Szenen, beispielsweise in der Sportfotografie. Auch das war ein Grund, warum der Eye-Controlled-Focus ab 2004 nicht mehr weiterentwickelt wurde. In unserem Test mit der EOS R3 funktionierte der ECF auch mit Brille problemlos, schnell und präzise.

Der IBIS erkennt Mitzieher
Der IBIS erkennt Mitzieher Rief

Dass wir ihn bei unseren Testobjekten, nämlich Vögeln, doch nicht dauerhaft verwendet haben, hatte schlicht mit dem ausgezeichneten AF-Algorithmus zu tun: Er erkennt die Augen von Tieren, stellt auf sie scharf und verfolgt sie bei schneller Bildfolge über das ganze Sucherbild.

Auswählen kann man auch Augen, Gesichter und Köpfe von Menschen, speziell für die Sportfotografie hat Canon eine Funktion zur Erkennung und AF-Verfolgung von Motorrädern und Rennwagen entwickelt - mit der Möglichkeit, die Schärfe entweder auf den Helm oder das Fahrzeug zu legen.

Und hier sind wir schon beim einzigen Kritikpunkt, den wir nach einem einwöchigen Test haben: Die Einstellungen erlauben nur 30, 15 oder drei Bilder pro Sekunde. Es wäre ein Einfaches, per Software eine individuelle Auswahl zu ermöglichen, wenn 15 Bilder zu viel und drei zu wenig sind. Sonst füllen sich die Speicherkarten schnell (SD und CFexpress).

15 Bilder pro Sekunde (30 wären möglich) - und jedes ist scharf
15 Bilder pro Sekunde (30 wären möglich) - und jedes ist scharfRief

Beim elektronischen Sucher hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Das große Sucherbild der R3 (0,76-fach) mit einer Auflösung von 5,76 Millionen Pixeln und 120 Bildern pro Sekunde unterscheidet sich kaum noch von einem optischen - mit dem Vorteil, dass man Belichtungsfehler sofort sieht. Dank der Stacked-Sensor-Technologie gibt es kein Blackout und kein Bild-Stottern, nur durch einen flimmernden Rand erkennt man, dass man Serienaufnahmen macht.

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Muss man bei heutiger Sensortechnologie noch über Bildrauschen sprechen? Eigentlich nicht. Bis 6400 ISO muss man sich bei der Canon EOS R3 überhaupt keine Gedanken machen. Nett ist die Möglichkeit einer elektronischen Verschlusszeit von 1/64.000 Sekunde, womit man auch tagsüber mit großer Blende arbeiten kann.

Interessant wird, was uns Canon bei der R1 noch bieten wird. Mehr als die Auflösung kann man bei der R3 eigentlich nicht mehr verbessern.

rief

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