Avishai Cohen kann ganz schön grantig werden – etwa, wenn man ihn über seinen Bart fragt oder anzweifelt, dass Jazz kein guter Begriff sei. Gern spricht über seine Geschwister. Mit ihnen tritt er jetzt in Wien auf.
„Wenn man etwas verkaufen möchte, dann ist Jazz kein sexy Wort“, meint Trompeter Avishai Cohen: „Der Begriff ist altmodisch und in gewissem Sinne auch elitär.“ Das war in den Achtzigerjahren anders. Damals brachte die japanische Autofirma Honda ihr Kleinwagenmodell „Jazz“ und Modeschöpfer Yves Saint-Laurent das Parfüm gleichen Namens heraus. Es war ein wenig herb. Was bei Herrendüften immer noch als sexy gilt.
Eine strenge Aura umweht auch den 1978 in Tel Aviv geborenen Cohen, der den Terminus Jazz auch aus anderen Gründen ablehnt. „Viele afroamerikanische Meister wie John Coltrane und Miles Davis, Duke Ellington und Charles Mingus mochten das Wort nicht. Auch weil es so viele Dinge impliziert, die mit der Musik nichts zu tun haben. Ich selbst weiß nicht einmal genau, was Jazz ist. Natürlich gab es ihn in der Musikgeschichte, aber die Genregrenzen haben sich so verschoben, dass es nicht mehr möglich ist, improvisierte Musik so einzuschachteln.“