Konzert

Im Triumph kehrte Adele zurück

Die Sozialromantik einer Millionärin war etwas „too much“. Von Adeles R&B-Nummern mit Gospeleinschlag kann man aber nicht genug kriegen.
Die Sozialromantik einer Millionärin war etwas „too much“. Von Adeles R&B-Nummern mit Gospeleinschlag kann man aber nicht genug kriegen.(c) Gareth Cattermole/Getty Images
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Seit sie in den USA lebt, macht sich eine der erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit in Europa rar. Nun füllte die Britin an zwei Abenden den Rasen im Londoner Hyde Park.

Der Rasen war übersäht von leergetrunkenen Dosen. Viele waren sorgsam flachgetreten. Kleine Gebinde zu ziemlich hohen Preisen: Sauvignon Blanc, nicht zu wenig Cranberry-Smirnoff und ganz viel Pimm´s. Wie man sehen konnte, war auch damit eine Dröhnung machbar. Sie schien auch unverzichtbar für das in Popmusik gesetzte Psychodrama auf der Bühne. Adele, eine der erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit, übersetzt überlebensgroße Gefühle in ein leicht nachfühlbares Format. Es heißt Kitchen Sink und bezeichnet die delikate Grenze, wo sich Kunst und Kitsch ineinander auflösen. Dafür mussten sich die Besucher rüsten – mit ein bisserl Fettwaren und nicht zu wenig Alkohol.

Ein Festival vom Boden her zu lesen, ist immer interessant. Die hierzulande unersetzlichen Halbliterbecher Bier existieren in London nicht. Und von Mülltrennung, wie sie etwa emsig beim slowakischen Festival Pohoda betrieben wird, will der Brite in der Freizeit nichts wissen. Hart arbeiten und dann hart feiern: Das scheint das Motto in der britischen Kapitale zu sein. Kein Zufall war es auch, dass Adeles zwei Auftritte mit den Feiern zu 50 Jahre London Pride zusammenfielen: Für viele aus der queeren Gemeinde ist sie eine Ikone wie einst Barbara Streisand und später Celine Dion.

Nicht erst seit sie ihre Trennung von Simon Konecki in allen Höhen und Tiefen öffentlich durchgezogen hat ist Adele zudem bevorzugtes Objekt für den britischen Boulevard. Zwei Mal 65000 Besucher auf den Rasen des Hyde Park zu locken, war also nicht wirklich schwer. Viel internationales Publikum, aber auch viele weibliche Fans aus britischen Arbeiterstätten wie Leeds und Manchester. Adele fragte gezielt nach ihnen.

Denn sie wuchs ja selbst als Kind einer Alleinerzieherin im Londoner Tottenham auf, auch wenn sie heute in einer Luxusresidenz in Beverly Hills lebt. Gern blickte sie auf ihre bescheidene Kindheit zurück, suchte in zahlreichen Ansagen die (rhetorische) Fühlung mit der Working Class. Sozialromantik einer vielfachen Millionärin, die in Summe dann doch etwas nervig war.

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