Popkritik

Thievery Corporation: Zeitloses Glück mit den Pink Floyd des Downbeat

Samir H. Köck
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Die Band aus Washington D. C. wurde im Wiener WUK enthusiastisch gefeiert.

Ursprünglich nur ein DJ-Kollektiv, haben sich Thievery Corporation aus Washington, D. C. mit den Jahren zur einzig wirklich guten Band aus dem Bereich der unter Downbeat firmierenden Lounge-Elektronik der späten Neunzigerjahre entwickelt. Sie konnten ihre Sounds, die zu Beginn von Kritikern gerne unter „Zeitgeist“ und „ephemer“ rubriziert wurden, in die lichten Höhen einer Zeitlosigkeit führen. Alle paar Jahre müssen sie ihre Alben neu auflegen, weil sie auch von jungen Leuten geliebt werden.

Obwohl Eric Hilton, einer der beiden Leiter dieses Kollektivs, nicht mehr auf Tourneen mitfährt, weil er sich im Studio verschanzt und detailverliebte Soundtrackalben für Filme aufnimmt, die es wohl nie geben wird, sind Thievery Corporation ein heißer Liveact. Rob Garza, ihr zweiter Kopf, geht nämlich liebend gern auf die Walz. Wohl auch weil seine Combo aus liebenswerten Originalen wie dem Perkussionisten Frank O. und dem Sitarspieler Rob Myers besteht.

Verrauchte Welt des Dub

Eleganz und Erdigkeit sind wohl die wichtigsten Ingredienzien der Ästhetik von Thievery Corporation. Genau diese lieferten die Vokalisten. Etwa der von den Virgin Islands stammende Toaster Puma Ptah, der gleich beeindruckend mit „Medley 2“ startete, einer Tour de Force durch die schwer verrauchte Welt des Dub. Racquel Jones, die beeindruckendste Jamaikanerin im Musikbiz seit Grace Jones, braucht keinen Kompass, um sich darin zurechtzufinden. Cool veredelte sie Stücke wie „Originality“ und „San San Rock“ mit der ihr eigenen Poesie. Klassiker wie das von der Sitar dominierte „Lebanese Blonde“ und das rüde „Amerimacka“ heizten die Stimmung früh an. Die sublimeren Stücke sang Exiliranerin LouLou Ghelichkhani. So etwa „Voyage Libre“ und „Holographic Universe“, wunderbar mysteriös klingende Soundszenarien. „We are fluid dreams, vivid memories, all uncertainly leads to eternity“, hieß es in „All That We Perceive“: Die alten Pink Floyd hätten es nicht schöner sagen können.

Bei der Reise durch ihr Werk beleuchteten Thievery Corporation auch nicht so bekannte Ecken wie „Philosopher Stone“, das von Frank O. grandios gesungen wurde. Gegen Ende stieg noch Rob Garza, der sonst Tasten drückt, von seinem Sockel und streichelte eine rote Gitarre. Einfach, weil es gut aussieht.

Das furiose Finale kulminierte in „Warning Shots“ und „Heaven's Gonna Burn“. Ganz umhimmlisch verschwitzt und etwas traumverloren, aber sehr glücklich verließ das Publikum den Saal.

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