Morgenglosse

Der Skandal, der im Amtsdschungel wachsen konnte

Sexueller Missbrauch in einem Kindergarten der Stadt Wien: Die Eltern schlugen Alarm. Die Behörden warteten auf weitere Direktiven „von oben“.

Ein Kindergartenpädagoge, mutmaßlich einer, der seine Schützlinge sexuell missbrauchte, wurde erst nach mehreren Monaten vom Tatort abgezogen. Ja, der Mann hatte wohl die Gabe, seine Umgebung zu täuschen, sonst hätte die städtische Kindergartenabteilung MA 10 nicht allen Ernstes erwogen, den bereits versetzten Verdächtigen wieder in den Kinderdienst zurückzuholen.

Aber die (laut Verdachtslage) geballte kriminelle Energie des Mannes reicht zur Einordnung des Falls nicht einmal annähernd aus. Man braucht sich nur die trägen Verwaltungsstrukturen anzusehen, um das Ganze als das zu begreifen, was es ist: ein Behördenskandal.

Nicht nur heillos bürokratisch, sondern kafkaesk mutet an, was geschieht, wenn besorgte Eltern einer städtischen Kindergartenpädagogin alarmierende Vorkommnisse melden. Die Meldung wandert via Kindergartenleitung an die Standortleitung, dann an die Regionalleitung bis hin zu einer Stelle, die sich Fachbereich Pädagogik nennt und auserkoren ist, die Aufsichtsbehörde (MA 11) zu behelligen. Besser kann man einen Verdacht nicht zerbröseln lassen.

Also: Behördenstrukturen schlank und effizient machen! Und damit das tun, was die Stadtregierung seit gefühlt hundert Jahren immer wieder verspricht.

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