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Wer dem Volk aufs Maul schaut

Am Himmel über Paris, über der Paradestrecke der Champs-Élysées, waberten die Farben der Trikolore. Dass sie am Nationalfeiertag rasch verblassten und sich in Luft auflösten, liegt in der Natur der Sache.

Als Ehrengast war Donald Trump vor Jahren so beeindruckt, dass er zum Unabhängigkeitstag in Washington eine große Militärshow aufziehen wollte. Das klappte nicht, und der Aufmarsch der Anhänger und Privatmilizen zum 6. Jänner ging dann völlig daneben – eine schwarze Stunde für die US-Demokratie.

Die Stimmung der Franzosen – und erst recht des Präsidenten – war auch schon einmal besser. Nur die Aussicht auf Urlaub hellt die kollektive Psyche auf. Mit aufgekrempelten Ärmeln, im Stil eines Gewerkschaftsführers machte Emmanuel Macron jüngst kein Hehl aus seinem Frust: Die Lobbying-Affäre über Uber gehe ihm – frei übersetzt – am Arsch vorbei. Im Original sprach er von primären männlichen Geschlechtsorganen und zitierte dabei Jacques Chirac.

Just Macron, der feingeistige Bewunderer von Apollinaire und Balzac, Poet und Philosoph aus Neigung? Er schaut dem Volk aufs Maul – wobei der Spruch im Französischen Witz verströmt. Die Impfgegner, so schimpfte er einmal sinngemäß, „die können mich mal“. Was sagt nur Ehefrau Brigitte, die frühere Französisch- und Lateinlehrerin am Jesuitengymnasium, zu all dem?

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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