Morgenglosse

Das sozialistische Paradies

Seit dem Neujahrstag 1959, seit dem Triumph Fidel Castros, Che Guevaras und Co. über das korrupte Batista-Regime, warten die Kubaner auf das sozialistische Paradies auf Erden.

Und sie bewiesen dabei über die Jahrzehnte erstaunlichen Langmut. Dass es nicht über Nacht kommen würde, wissen nicht nur die Katholiken unter ihnen.

Sie haben die ausschweifenden Monologe und die Verheißungen des Comandante en jefe, eines Jesuitenschülers, über sich ergehen lassen. Die militärisch knappen Ansprachen seines Bruders Rául, des 91-jährigen Gralshüters der Revolution. Und nun die Appelle Miguel Diáz-Canels, des Konkursverwalters der Castro-Brüder. Angesichts der Proteste gegen die Stromausfälle und inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit 30 Jahren bat er um Geduld und rief die Kubaner auf, die Revolution nicht zu gefährden.

Nach der Niederschlagung der Demonstrationen vor einem Jahr laufen indessen immer mehr Kubaner auf und davon – und zum Erzrivalen über. Florida, die Hochburg der Exil-Kubaner, ist längst nicht das Elysium. Die Grundversorgung ist aber gesichert – und Spanisch hat sich als Zweitsprache etabliert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2022)

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