Teatro barocco

Dirigentenzorn kostet Musiker einen Lacher

Barbara Pálffy
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Zwei Originalklang-Einakter waren in Perchtoldsdorf zu sehen und kommen demnächst nach Schönbrunn: eine brillante Komödie von Cimarosa und die Erstaufführung einer Antiken-Tragödie von Holzbauer.

Drei Stationen macht Bernd Bienerts faszinierendes Teatro barocco heuer: Der ersten Serie des neuen Projekts folgen am 2. und 3. September Aufführungen im Schönbrunner Schlosstheater, am 10. September in Stift Melk. Die Premiere in Perchtoldsdorf verriet: Die diesjährige Produktion steht im Zeichen der Kontraste. Bienert hat Einakter ausgewählt, die sowohl inhaltlich als auch von der Herkunft unterschiedlicher nicht sein könnten: Domenico Cimarosas unterhaltsames Monodrama „Il Maestro di Capella“ und den elegischen „Tod der Dido“ des in Vergessenheit geratenen Wieners Ignaz Holzbauer. Während sich der „Kapellmeister“ zwar nur vereinzelt, aber doch auf den Spielplänen vor allem kleinerer Opernhäuser halten konnte, war Holzbauers deutsche Version seiner Antiken-Tragödie eine österreichische Erstaufführung!

Gegen das modische Regisseurs-Theater

Inszenierung und Ausstattung lagen – wie schon in den vergangenen zehn Produktionen des Teatro barocco – in Händen des Intendanten. Wie Bienert in seiner Einführung betonte, animierte ihn ein Kloster-Fresko zum stimmigen Einheitsbild in Form einer Kulissenbühne. Prägnant choreographierte Gestik in Kombination mit luxuriösen Kostümen, auf einer Kulissenbühne umrahmt von simuliertem Kerzenlicht, das sind die Ingredienzien, die Bienerts Inszenierungen stimmig und solitär machen. Für Fetischisten des modischen Regisseurs-Theaters ist das nichts, umso mehr für Opernliebhaber, für die die Musik im Mittelpunkt steht.

Als „Maestro di Capella“ gab der junge ChineseJinxin Chen die oft skurrilen akustischen und optischen Anweisungen an sein Orchester. Seinen modulationsfähigen, hell timbrierten Bassbariton, in allen Lagen sicher, nutzt er mit jugendlicher Spielfreude. Bei Orchester-Beschimpfungen wie etwa „Was will denn jetzt schon die Flöte, was zum Teufel soll das sein . . . die verwünschten Kontrabässe reißen ganz abscheulich“, konnten sogar die betroffenen Musiker, speziell die Holz- und Blechbläser, kaum das Lachen unterdrücken.

Wie einst mit Hammerklavier

Als Antithese dann „Der Tod der Dido“. Holzbauer nennt sein Werk ein „Singspiel“, was vermutlich nicht im Sinne der bis heute üblichen Gattungsbezeichnung verstanden werden sollte, sondern als Zeichen für die Bemühungen um die Etablierung einer deutschen Nationaloper.Für die Besetzung der beiden Hauptrollen, Dido und Selene, setzte Bernd Bienert auf das Erfolgsduo seiner Gluck-Produktion des Vorjahres, Elena Sverdiolaitė und Ayelén Paula Mose.

Sverdiolaitė ließ es als höchst dramatische Dido besonders in den oberen Lagen nicht an Lautstärke fehlen und punktete in Holzbauers intensiven, fast arienhaften Accompagnati mit gradliniger Stimmführung. Mose erwies sich als beinah ebenbürtig, wobei beide Sängerinnen hörbar Mühe mit der Wortdeutlichkeit hatten.

Christoph U. Meier leitete das Ensemble Teatro barocco (auf historischen Instrumenten) vom Hammerklavier aus, wie zu Cimarosas und Holzbauers Zeiten üblich. Vermutlich hat die Musik damals tatsächlich so geklungen wie diesmal in Perchtoldsdorf. Der Publikumserfolg war immens.

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