Forensische Botanik

Können Blumen bei der Suche nach Mordopfern helfen?

Pollen – wie diese von Kohlrabi – haben Kriminalisten schon oft beim Überführen von Tätern geholfen.
Pollen – wie diese von Kohlrabi – haben Kriminalisten schon oft beim Überführen von Tätern geholfen. Scimat / PhotoResearchers / pict
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Bei der Klärung von Verbrechen hilft forensische Botanik, die etwa Holz oder Pollen auswertet. Ein Buch von David Gibson gibt einen Überblick.

Können Blumen der Polizei auf der Suche nach Mordopfern helfen, die irgendwo in Wiesen verscharrt worden sind? Dem geht Mary Ellen O'Toole, Gerichtsmedizinerin der George Maso University und frühere FBI-Agentin, in der „body farm“ ihrer Universität nach, einem Stück Land, in dem gespendete Leichen vergraben werden. Wenn die sich zersetzen, so die Hypothese, werden flüchtige Kohlenwasserstoffe frei, die von Pflanzen aufgenommen werden und sich im Honig der Bienen finden, die die Blüten besucht haben (Forensic 26. 1.). Ein ähnliches Experiment läuft bei Holly Brabazon an der University of Tennessee, er will klären, ob die Düngerwirkung von Leichen – durch freigesetzten Stickstoff – das Grün der Blätter von Bäumen so modifiziert, dass man mit Drohnen im Wald verscharrte Leichen sichten könnte (Trends in Plant Science 25, S. 947).

Das sind zwei der jüngsten Beispiele der forensischen Botanik, die zur Aufklärung von Verbrechen Pflanzen in den Zeugenstand ruft bzw. Teile von ihnen, Holz etwa: Am 1. März 1932 wurde in New Jersey der 20 Monate alte Sohn von Charles Lindbergh – der mit seinem Atlantikflug berühmt geworden war – entführt (und später ermordet), aus dem zweiten Stock des allein stehenden Hauses, dessen Bewohner unten beim Essen saßen und nichts merkten. Die einzige Spur war eine Leiter, die der Täter offenbar selbst aus verschiedenen Brettern gebaut hatte.

Die nahm Arthur Koehel in Augenschein, ein Mitarbeiter des US Forest Service, ihm fielen verschiedene Holzarten und Zuschnitte auf, dann klapperte er die Sägewerke der Umgebung ab. All das verdichtete sich zum Verdacht gegen einen vorbestraften deutschen Immigranten, er wurde verurteilt und hingerichtet. Zwar kamen an seiner Schuld später Zweifel – und Verdächte gegen Lindbergh selbst –, trotzdem gilt dieser Fall als eine der Sternstunden der forensischen Botanik. Und mit ihm eröffnet David J. Gibson, Botaniker an der Southern Illinois University Carbondale, sein Buch „Planting Clues. How Plants solve Crimes“ (Oxford University Press), in dem er breit – und bisweilen zerdehnt – zusammengetragen hat, was Pflanzen mit Kriminalistik zu tun haben können.

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