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Brücken bauen mit Snowflake: Wie Iraner Zugang zum Internet bekommen

Protest in support of Iranian women and against the death of Mahsa Amini in Barcelona
Protest in support of Iranian women and against the death of Mahsa Amini in BarcelonaREUTERS
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Der Zugang zum Internet ist im Iran seit Wochen eingeschränkt. Doch auch aus Tausenden Kilometern Entfernung kann mit dem eigenen Rechner eine Brücke in ein freies Internet geschaffen werden. Doch es gibt einen Nachteil.

Gewalt gegen Demonstranten, Gefängnis und rigorose Internetsperren, das ist einmal mehr die Antwort der iranischen Regierung auf die anhaltenden Proteste. Ein Dienst ermöglicht zu helfen, auch aus Tausenden Kilometern Entfernung. Mit nur ein paar Klicks und der Bereitschaft, die eigene Bandbreite zu teilen.

Seit dem 21. September unterdrückt der Iran Online-Dienste wie WhatsApp, Telegram, Signal oder den Facebook-Messenger. Auch der Zugriff auf das anonymisierende Tor-Netzwerk wird weitgehend unterdrückt. Ziel ist es, die Demonstranten daran zu hindern, sich online zu vernetzen und zu organisieren.

Tesla-Chef Elon Musk sicherte Hilfe zu und wollte den Starlink-Satelliten für den Iran freischalten. Das soll auch geschehen sein, aber am Boden scheint die Infrastruktur nicht ausreichend vorhanden sein. Bodenstationen seien zu weit weg, Antennen nicht ausreichend vorhanden und für die Einfuhr ist eine Sondergenehmigung nötig. Der Haken an der Sache: Darüber entscheidet die iranische Regierung. Es gibt aber eine Möglichkeit schnell und unkompliziert zu helfen.

Mit Snowflake können Menschen im Iran und anderen Teilen der Welt, die von Netzsperren betroffen sind, Zugang zum Internet bekommen - ganz ohne Zensur. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten.

Browsererweiterung installieren

(c) Snowflake

In Firefox, Google Chrome oder Microsoft Edge (soll in wenigen Tagen folgen) kann über die Einstellungen die Erweiterung Snowflake installiert werden. Das Prinzip ist simpel: Der eigene Rechner arbeitet als Proxy und wird zum Türöffner bzw. (um in der Bildsprache zu bleiben) eine Brücke, in ein freies Internet im Tor-Netz. Der Rechner baut eine unauffällige WebRTC-Verbindung zum Rechner des Snowflake-Nutzers auf, von wo aus er ins Tor-Netz gelangt.

Die Erweiterung hat keinen Einfluss auf die Rechenleistung und drängt sich bei der Nutzung des Browsers nicht in den Vordergrund. Einmal installiert, ist sie automatisch aktiv. Um den Nutzer zu motivieren, wird oben die Schneeflocke in lila angezeigt. Klickt man darauf, wird angezeigt, wievielen Nutzern man so den Weg geebnet hat.

Je mehr diese Option nutzen, umso dynamischer operiert der Dienst. Der Pool an verfügbaren Zugriffsmöglichkeiten ist in ständiger Bewegung, mit ständig neuen Teilnehmern. Es ist also kaum möglich, dass diese Proxy-IPs gesperrt werden.

Einfach als neuen Tab

Wer nicht davon angetan ist, eine Erweiterung zu installieren, hat eine Alternative: Im Browser einen neuen Tab öffnen und dort Snowflake aktivieren. Damit das funktioniert, muss dieser Browser durchgehend geöffnet bleiben.

Wie die Anti-Zensur-Lösung funktioniert

In beiden Fällen gilt: Der Datenverkehr eines anderen Nutzers läuft über den Browser und beansprucht natürlich auch Bandbreite. Also jene Menschen, die nicht über unlimitiertes Datenvolumen verfügen, sollten sich den Einsatz gut überlegen, da es zusätzliche Kosten verursachen könnte.Das Tor-Netzwerk ist eine Sammlung von Servern, die den Datenverkehr untereinander verschlüsseln und weiterleiten, um den tatsächlichen Standort eines Benutzers zu anonymisieren.

Dieses Netzwerk hat mehrere Arten von Servern. Es gibt Tor-Wächterserver, die als Einstiegspunkte in das Tor-Netzwerk dienen. Es gibt Tor-Relays, die den Datenverkehr innerhalb des Netzwerks weiterleiten und dabei helfen, den Standort des Benutzers zu anonymisieren. Und dann gibt es noch Tor-Exit-Server, über die sich der Tor-Verkehr wieder mit dem regulären Internet verbindet.

Aufgrund ihrer Beschaffenheit sind die IP-Adressen von Tor-Guard-Servern öffentlich und auf der Tor-Website aufgeführt, sodass Tor-Clients (normalerweise der Tor-Browser) die Liste lesen und sich über einen sicheren Server mit dem Tor-Netzwerk verbinden können.

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