Jubiläum

Strategien zum Überleben in dieser Welt

Das im niederösterreichischen Laxenburg beheimatete Internationale Institut für angewandteSystemanalyse IIASA feiert sein 50-jähriges Bestehen. Täglich werden hier neue Forschungsprojekte gestartet.

Die Aussage ist kurz und bündig: „Das nächste Jahrzehnt ist entscheidend für unseren Planeten.“ Mit dieser Feststellung beginnt der im Vorjahr formulierte Forschungsplan „Strategie 2021–30“, dem sich das IIASA, das International Institute for Applied Systems Analysis, verschrieben hat. „Wir forschen zu den großen Fragen der Menschheit“, sagt Wolfgang Lutz, der österreichische Demograf und IIASA-Generaldirektor für Wissenschaft. Zu Fragen der Zukunft, zur Nachhaltigkeit, zu Lebensmitteln und Wasser, sprich, „wohin die Menschheit steuert“.

Das im Schloss Laxenburg im Bezirk Mödling beheimatete Institut nahm seine Forschungstätigkeit vor einem halben Jahrhundert auf. Es eröffnete nach sechs Jahren Vorlaufzeit in der Ära des Kalten Krieges am 4. Oktober 1972, von den USA und der Sowjetunion initiiert und als unabhängige Institution im neutralen Österreich eingerichtet. Derzeit sind hier 200 Personen in Vollzeit beschäftigt, mit Teilzeitmitarbeitern sind es je nach Forschungsvolumen bis zu 300. Dazu kommen weitere 200 im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Was die Zukunft bringt

In Kürze

„Jeden Tag kommen neue Projekte hinzu“, so Lutz. Diese sind sechs Themenfeldern zugeordnet: Weiterentwicklung der Systemanalyse, Biodiversität und natürliche Ressourcen, wirtschaftliche Grenzen, Energie, Klima und Umwelt, Bevölkerung und gerechte Gesellschaften sowie als sechstes Programm strategische Initiativen. „Wichtig ist, dass in jedem Forschungsgebiet persönliche Kontakte mit internationalen Partnern geschlossen werden.“ Das IIASA stehe dabei nicht nur für die Grundlagenforschung, es werden vielmehr gleichzeitig auch relevante und für die Zukunft aktuelle Fragen erörtert. So wurden etwa dem Weltklimarat Grundpositionen für seine Thesenpapiere geliefert.

So gut wie kein international bedeutendes Thema wird ausgelassen. Im „Horizon Europe Program“ koordiniert das IIASA 13 EU-Länder und China, um Europas Wälder in Richtung EU-Klimaneutralität zu navigieren. Im „Camaliot“-Projekt werden maschinelle Lerntechniken genutzt, um extreme Wetterereignisse genauer vorherzusagen. Und im „Popjus-Programm“ prognostizieren und analysieren die Forscher Populationsstrukturen in Bezug auf die Ökosysteme und Umweltveränderungen.

Die ursprüngliche Ost-West-Ausrichtung des IIASA hat zusätzlich eine Nord-Süd-Komponente erhalten. Zu den 22 nationalen Mitgliedsorganisationen wurde vor einem Jahr die Region Subsahara-Afrika, ein aus 17 afrikanischen Staaten bestehender Verbund, aufgenommen. Lutz betont, dass es in der wissenschaftlichen Arbeit keine Barrieren gebe. So wie schon vor 50 Jahren die Sowjetunion und die USA Gründungsmitglieder waren, sind auch heute der Iran und Israel – und auch Russland und die Ukraine – dabei.Zwölf Länder unterzeichneten 1972 die Gründungsurkunde des IIASA, heute zählt das Institut 22 nationale Mitgliedsorganisationen und den afrikanischen Länderverbund. Von Beginn an ging es um die Entwicklung systemanalytischer Ansätze.

Am 16. und 17. November gestaltet das IIASA gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften eine Jubiläumskonferenz. Internationale Tagungen in Laxenburg und außerhalb Österreichs – so auch in China und Südkorea – folgen.

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