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Italienische Verhältnisse

Als einer der ersten Gratulanten bei Alexander Van der Bellen stellte sich Sergio Mattarella ein, der „ein wenig älter“ ist als er selbst, wie sich der Bundespräsident ausdrückte – und auch erfahrener im Krisenmanagement von „italienischen Verhältnissen“.

Italiens 81-jähriger Staatschef wäre eigentlich im Jänner regulär nach siebenjähriger Amtszeit aus dem Quirinalspalast ausgezogen.

Die Siebensachen waren gepackt, doch die Parteien waren nicht imstande, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu küren. Notgedrungen bleibt Mattarella bis auf Weiteres, und in der Scala brachte das Publikum dem pflichtbewussten Präsidenten Standing Ovations dar. Auf Huldigungen in der Staatsoper muss Van der Bellen noch warten. Es war indes kein Zufall, dass er innerhalb von 15 Monaten gleich drei Mal zu Konsultationen nach Rom – in die Hauptstadt der Ranküne – pilgerte. Mit bösen Buben schlagen sich Präsidenten seit Jahrzehnten herum, die Päpste gar seit Jahrhunderten. Mit einem Dreipäpstejahr kann Rom aufwarten, mit einem Dreikanzlerjahr – wie im Vorjahr in Wien – nicht.

Es dräut nun wieder einmal eine Regierungsbildung unter Beteiligung der Enfants terribles Salvini und Berlusconi, die höchste Staatskunst erfordert. Wie sagte Super-Mario, der scheidende Premier Draghi: „Die Regierungen vergehen, Italien bleibt.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2022)

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