Kolumne

Ausbildung als Karriere-Game Changer

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Auf zum Traumjob. Folge 43. Traumjobs fallen nicht vom Himmel, aber...

Bildung ist seit einigen Jahren zum heiligen Gral in der Karriereentwicklung avanciert. Nie gab es so viele Aus- und Weiterbildungsangebote, die von Menschen auch bereitwillig in Anspruch genommen werden. Aber macht es überhaupt Sinn sich ständig weiterzubilden bzw. welche Effekte können sich Jobsuchende von einer guten gewählten Aus- und Weiterbildung überhaupt erwarten?

„Ich überlege mir jetzt nach der Trennung vom Unternehmen eine Ausbildung zu machen. Ich weiß allerdings noch nicht, welche überhaupt sinnvoll für mich ist und wie ich das Ganze dann finanzieren soll“ sagte ein Ex-Manager zu mir in der New/Outplacement Beratung.

Er hatte schon ein Studium absolviert, war also schon gut ausgebildet. Jetzt war er sich allerdings nicht sicher, ob er in seinem Metier bleiben soll oder eine komplett neue Richtung einschlagen will. In den Jahren davor waren seine Weiterbildungen immer vom Unternehmen bezahlt worden.

Durch die Trennung vom Unternehmen ist die finanzielle Situation zusätzlich angespannt. Vor diesem oder ähnlichen Dilemmata stehen Jobsuchende immer wieder. Soll in so einer Situation dann noch investiert werden bzw. wenn ja in welche Ausbildung?

Aus- und Weiterbildung als Karrieremotor

In der Regel steigert sich das Gefühl für den Arbeitsmarkt nicht mehr genug zu bieten zu haben durch den Verlust des Arbeitsplatzes nochmal gehörig. Oftmals reagieren Jobsuchende darauf mit der Intention eine Aus- und Weiterbildung machen zu wollen, um nicht den Anschluss zu verlieren bzw. die Auszeit sinnvoll zu nutzen.

Im Schnitt dauert ja die Übergangszeit vor allem bei Führungskräften einige Monate und da geht sich schon eine dementsprechende Fortbildung aus. Das macht natürlich durchaus Sinn, vorausgesetzt die zukünftige Karriererichtung ist klar und die Ausbildung wird tatsächlich am Arbeitsmarkt nachgefragt.

Das lässt sich sehr leicht überprüfen, indem man die Jobinserate zur Hand nimmt und sich die Anforderungskriterien darin genauer anschaut. Wir reden in diesem Fall beispielsweise von zusätzlichen Projektmanagement-Skills für Führungskräfte oder von speziellen SAP-Modulen für Experten oder ähnlichem.

Derartige Weiterbildungen sind zumeist auch finanzierbar bzw. werden teilweise sogar vom AMS übernommen. Sie tragen zur Attraktivierung der Jobsuchenden bei, aber einen echten Karrierepush im angestammten Bereich oder einen erfolgreichen Richtungswechsel kann man sich davon jedoch nicht erwarten. Diese Entscheidung fällt also in der Regel leichter.

Schwieriger wird es schon, wenn es sich um eine echte Ausbildung handelt. Diese dauern dann zumindest ein bis zwei Jahre und sind natürlich weitaus kostenintensiver. Angefangen bei mehreren tausend Euro bis hin zu mehreren zehntausend Euro, wenn man sich international anerkannte Management-Ausbildungen ansieht. Viele der Ausbildungsinstitute werben naturgemäß mit gesteigerten Karrierechancen.

Aber was diese Ausbildungen tatsächlich leisten können ist gerade bei österreichischen Instituten nicht immer ganz klar? Denn dazu fehlt im Vergleich zu internationalen Top Ausbildungen oftmals die Vorab-Überprüfbarkeit. Im angelsächsischen Bereich ist es üblich, dass manche Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel die London Business School, ihre Placingquoten plus Verdienstmöglichkeiten jährlich veröffentlichen.

Das stellt somit eine gute Entscheidungsbasis für Ausbildungsinteressierte dar, jedoch sucht man das in Österreich noch vergebens. Dieses Bewusstsein ist hierzulande noch nicht wirklich angekommen. Natürlich strebt nicht jeder eine internationale Karriere im Top-Management an.

Nichts desto trotz will jeder Jobsuchende mit einem größeren Investment seine zukünftigen Chancen am Jobmarkt steigern. Ich empfehle meinen New/Outplacement Klient:innen deshalb ihre Entscheidungsgrundlage nicht ausschließlich auf die Qualität der vermittelten Ausbildungsinhalte sowie der Kosten zu basieren, sondern Ausbildungsinstitute auch unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten.

Add on Kriterien bei der Ausbildungswahl

Seit den Untersuchungen von Pierre Bourdieau wissen wir, dass die Ausbildungswahl sowie andere Lebensentscheidungen sehr stark von dem Milieu, in dem wir leben beeinflusst wird. Bei der Erstauswahl (Schule/Berufausbildung/Studium) ist vor allem das eigene Elternhaus sehr oft maßgeblich mitbestimmend.

Das wird später von anderen Sozialisationsinstanzen abgelöst. Das bedeutet unser aktuelles Umfeld, also das Arbeitsumfeld wie das private Umfeld bestimmen die Vorselektion in der Frage der nächsten Ausbildung sehr stark mit. Das sollte sich jeder Jobsuchende vorab verdeutlichen.

Dieses Bewusstsein kann nämlich dabei helfen, vielleicht bis dato per se ausgeschlossene Ausbildungsrichtungen, aber auch Institutionen mit in die engere Begutachtung mitaufzunehmen. Das funktioniert, indem man seine Recherchen mit seinen Freunden oder ehemaligen Arbeitskolleg:innen teilt und die Reaktionen beobachtet und hinterfragt.

Das kann sehr aufschlussreich sein und so lassen sich dann eventuell auch neue Wege beschreiten. Wenn die Vorauswahl mal getroffen ist, dann empfehle ich meinen New/Outplacement-Klient:innen ihrer Entscheidungsfindung noch nachfolgende Aspekte hinzuzufügen:

  • 1. Die Vortragenden: Wie gut ein Bildungsinstitut vernetzt ist lässt sich im Vorfeld nicht ganz so leicht feststellen. Ein Hinweis darauf geben die jeweiligen Vortragenden. Kommen diese aus renommierten Unternehmen des gewünschten Bereiches steigert sich die Wahrscheinlichkeit mit möglichen Entscheidungsträgern in Kontakt zu kommen.
  • 2. Die Teilnehmer:innen: Wer drückt neben mir die Schulbank? Gibt es vielleicht sogar Unternehmen, die ihre Mitarbieter:innen vorrangig an einem bestimmten Institut ausbilden lassen. Das lässt sich gut im Informationsgespräch oder über die jeweilige Website herausfinden, denn sehr oft gibt es Unternehmenskooperationen. Es empfiehlt sich gegebenenfalls zusätzlich ehemalige Absolvent:innen zu befragen.
  • 3. Das Karrierecenter: Welche Vernetzungsaktivitäten setzt ein Ausbildungsinstitut konkret für seine Studierenden bzw. gibt es überhaupt ein sogenanntes Karrierecenter. Die Anzahl der Mitarbeiter:innen in diesem Bereich lässt Rückschlüsse darauf zu was diesbezüglich geleistet werden kann.
  • 4. Der Alumniclub: Gibt es eine starke Community und werden regelmäßig Veranstaltungen für Alumnis angeboten? An dieser Stelle hilft ebenfalls die Website sowie Social Media Aktivitäten des Insituts weiter.

Auf diese Art lässt sich die Entscheidungsgrundlage für oder gegen eine Ausbildungsrichtung bzw. ein Institut jedenfalls auf eine breitere Basis stellen und so manche im Vorfeld bereits ausgeschlossene Investition in einem anderen Licht erscheinen lassen. Denn ein bis dato unbeschrittener Weg oder ein einzelner relevanter Kontakt kann für den nächsten Traumjob entscheidend sein.

Gutes Gelingen!

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

Michael Hanschitz
Michael Hanschitz(c) Marek Knopp

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