Quergeschrieben

Kämpfen die Ukrainer für amerikanische Interessen?

Die Verwendung des Begriffs „Stellvertreterkrieg“ suggeriert die Möglichkeit eines russisch-amerikanischen Einvernehmens auf Kosten Osteuropas.

Was ist eigentlich ein „Stellvertreterkrieg“? Diese Frage stellt sich, seit es üblich geworden ist, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine so zu nennen. Einer gängigen Definition zufolge versteht man unter „Stellvertreterkriegen“ erstens bewaffnete Konflikte zwischen Staaten, die zum Einflussbereich unterschiedlicher Großmächte gehören und die gleichsam stellvertretend für sie kämpfen; und zweitens innerstaatliche Konflikte, bei denen eine oder mehrere Konfliktparteien von Großmächten militärisch unterstützt werden.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Quergeschrieben“

Zweifellos hatte der Krieg gegen die Ukraine bis zum 24. Februar diesen Charakter, jedenfalls auf russischer Seite. Auf der Krim und in der Ostukraine hatte der Kreml den Aufstand pro-russischer Milizen gegen die demokratisch gewählte Regierung vorbereitet und bewaffnet. Auf ähnliche Weise hatten die USA mehrmals in regionale Konflikte eingegriffen. Ihre Stellvertreterkriege führten sie unter anderem in Korea, in Vietnam, in Afghanistan, im Irak, in Libyen und in Syrien. Meist waren die Folgen verheerend. Auch Iran untermauert seinen Hegemonialanspruch mit Stellvertreterkriegen, in denen er schiitische Milizen in der Region steuert und finanziert. Aufgrund der wachsenden globalen Konkurrenz der Großmächte gibt es kaum noch einen bewaffneten Konflikt, der in gewisser Weise nicht auch ein Stellvertreterkrieg wäre.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.