Der ukrainische Koch Ievgen Klopotenko verteidigt das Nationalgericht Borschtsch.
Nationalgericht

Borschtsch und der ukrainische Widerstand

Zwei verfeindete Nationen, ein identitätsstiftendes Gericht – für beide. Warum die Suppe Borschtsch zum Symbol des ukrainischen Widerstands wurde.

Während der Krieg in der Ukraine mit seinen verheerenden Folgen in der globalen Lebensmittelversorgung und den damit einhergehenden Hungersnöten im Fokus steht, ist vergleichsweise wenig über die Lage im Land bekannt. Dabei erstreckt sich der Anspruch Russlands nicht nur auf die geopolitische Annexion weiter Gebiete der Ukraine, sondern auch auf identitätsstiftende Elemente der dortigen Kultur. Insbesondere in der Kulinarik kocht dieser Konflikt schon längst über: Beide Nationen beanspruchen die weltbekannte Suppe Borschtsch für sich. Doch wer hat recht im erbitterten Streit um das vermeintliche Nationalgericht?

Die Antwort ist nicht eindeutig: Borschtsch wird in den Nachbarländern Polen, Rumänien und Belarus ebenfalls zubereitet. Historiker verorten den Ursprung im Kiewer Rus, einem Reich, das im Mittelalter die heutigen Länder Russland, Ukraine und Polen umfasste. Selbst der Name gibt wenig Aufschluss: „Barszcz“, die slawische Bezeichnung für das Kraut Wiesenbärenklau, existiert sowohl in der russischen als auch ukrainischen Sprache. Borschtsch war damals aufgrund dieser Zutat grün und erhielt die charakteristische Färbung erst im elften Jahrhundert mit dem Import der Roten Rübe aus Italien; Tomaten und Erdäpfel kamen nach der Entdeckung Amerikas dazu. Da Essen wie jede Form von Kultur etwas Dynamisches ist, das ständiger Veränderung unterliegt, ist diese Ambiguität nicht ungewöhnlich. Wie konnte sich also um ein so gewöhnliches Gericht ein heißer Konflikt entzünden?

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