Konzert im MuTh.

Zawinuls Mauthausen-Kantate: Klänge wie ein Bußgewand

Joe Zawinul in Wien gestorben
Joe Zawinul in Wien gestorben
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Andreas Stoehr triumphierte mit seiner symphonischen Umsetzung von Joe Zawinuls Gedenkwerk „Mauthausen . . . Vom großen Sterben hören“. Ulrich Reinthaller war als Sprecher Idealbesetzung. MUK-Sinfonieorchester und Wiener Chormädchen beeindruckten mit hohem Ernst.

Joe Zawinul wurde, oberflächlich betrachtet, vom Grauen des Nazi-Regimes nur gestreift. Er war sechs Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg begann. Damals spielte er schon ein wenig Akkordeon. In der Gemeindebauwohnung in der Dietrichgasse im dritten Bezirk zelebrierte er in einem wilden Durcheinander Volksweisen, sowohl der Sinti und Roma als auch aus dem deutschen Sprachraum. Diese Praxis pflanzte wohl den Keim des Weltbürgertums in Österreichs bedeutendsten Jazzmusiker.

„Er war zu jung, um sich einzumischen, doch zu alt, um nicht zu verstehen“, steht im Programmheft des Abends. Nichts Geringeres als die symphonische Uraufführung von Zawinuls im Jahr 2000 veröffentlichter Kantate „Mauthausen . . . Vom großen Sterben hören“ stand zu erwarten. Sie verlief nicht nur sehr würdevoll, sondern schenkte neue Klangfarben. So manch eine Delikatesse, mit der Joe Zawinul 2000 aufgewartet hatte, fehlte an diesem Abend. Etwa das anrührende, eigentlich aus einem Weather-Report-Stück stammende Saxofonsolo von Wayne Shorter, das er kunstvoll in den dritten Teil eingepasst hatte. Dafür sangen die Wiener Chormädchen eindringlich, klatschten in die kleinen Hände.

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