Kino

Cronenberg umarmt das wuchernde Fleisch

Ermittlerin Timlin (Kristen Stewart) und Künstlerin Caprice (Léa Seydoux) in „Crimes of the Future“.
Ermittlerin Timlin (Kristen Stewart) und Künstlerin Caprice (Léa Seydoux) in „Crimes of the Future“.Stadtkino
  • Drucken

Die Ikone des „Body Horror“ setzt mit „Crimes of the Future“ einen versöhnlichen Schlussakt: Ekel und Schrecken lösen sich in einer Utopie auf.

Dass David Cronenbergs jüngster Film den gleichen Titel trägt wie eines seiner Frühwerke aus den 1970er-Jahren, mit diesem aber weder inhaltlich noch konzeptuell verbunden ist, mag bloß ein launiger Einfall gewesen sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass der 79-jährige Kanadier damit bereits auf ein Axiom seiner Kunst hinweist: dass es in seinen kreativen Ausgeburten selten bis nie (einfache) Antworten gibt, kaum je eine Erklärung dieser zwischen Fleisch und Stahl, Geist und Körper pendelnden Finsterwelten. Cronenbergs Kino existiert im Interim, in einer mutierenden Welt, in der das Alte sich aufgelöst, das Neue aber noch nicht manifestiert hat. So bleiben viele seiner Filme rätselhaft.

Die Anfangssequenz von „Crimes of the Future“ zeigt das beispielhaft: In einer Meeresbucht ragt ein seitwärts gekentertes Schiff wie ein gestrandeter metallener Wal aus dem Wasser, am Strand spielt ein Bub im Sand. Dann sehen wir ihn im Badezimmer, wie er begierig große Stücke von einem Plastikeimer abbeißt und verspeist. Später liegt er auf dem Bett und die Mutter erstickt ihn mit einem Kopfkissen. Noch später steht der Vater vor dem Haus der Familie und weint. Viel später erst vermag man diese Momente einzupassen in den Rest der Handlung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.