Das auf Kuschelkurs basierende Krisenmanagement ist teuer und wenig treffsicher. Es ist dringend nötig, umzudenken.
DER AUTOR
Stefan Schleicher (geb. 1943) ist Professor am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität in Graz und Konsulent am Wifo. Seit Jahren begleitet er die österreichische und internationale Energie- und Klimapolitik. Schwerpunkte seiner Forschung sind zukunftsfähige Wirtschaftsstrukturen, v. a. in den Bereichen Energie und Klima.
Wären die Gebäude heute dort, wo sie laut Regierungsprogramm 2040 sein sollen, dann wäre Wohnen leichter leistbar, eine energiegetriebene Inflation unbekannt und kalte Räume wegen unterbrochener Gaslieferungen keine Bedrohung. Herausragende Beispiele in der Schweiz demonstrieren die Machbarkeit dieser als Quartiere bezeichneten innovativen Stadtentwicklungsgebiete: Aufgelassene Industriestandorte werden zu Arealen mit einer engen Verknüpfung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit. In kurzen Wegen sind Büros der Start-ups und Forschungseinrichtungen, aber auch Kindergarten und Freunde erreichbar. Autos werden angemietet, wenn der öffentliche Verkehr nicht ausreicht.
Ebenso attraktiv ist das in diesen Quartieren realisierte Energiekonzept: höchste thermische Qualität der Gebäude, integrierte Fotovoltaik, und die als „Anergienetze“ bezeichneten neuen Niedertemperatur-Wärmenetze nützen die lokale Geothermie. Das Ergebnis ist ein Energiesystem, das den verbleibenden Restenergiebedarf nicht nur emissionsfrei, sondern auch weitgehend lokal abdeckt. In Österreich werden erst zaghaft ähnliche Projekte sichtbar.