Muslime-Wahl: Türken in Mehrheit, Frauenquote nieder

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THEMENBILD: MOSCHEE IN WIEN-FLORIDSDORF / MUSLIME(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)
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Seit November laufen die Wahlen der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Bis jetzt wurden zwölf Frauen und 272 Männer als Delegierte gewählt.

Die Wahlen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) haben bestätigt, was schon lange vermutet wird: Menschen mit türkischem Hintergrund stellen unter den heimischen Muslimen die Mehrheit. Nach den bisherigen Wahlgängen in sieben Bundesländern würden die türkischen Vereine bei den bis jetzt 273 Delegierten klar voran liegen, sagte Omar Al-Rawi, Vorsitzender des Wahlkomitees. Die Wahlbeteiligung liegt bisher durchschnittlich bei 85 Prozent.

Die Frauenquote ist sehr niedrig, obwohl diese laut Glaubensgemeinschaft uneingeschränkt kandidieren dürfen. Bis jetzt wurden nur zwölf Frauen als Delegierte gewählt. Es handelt sich dabei unter anderem um Nadire Mustafi vom Verein albanischer Muslime im niederösterreichischen Hollabrunn. Den zwölf Frauen gegenüber stehen 272 Männer in den sieben Bundesländern, die bis jetzt gewählt haben.

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Wien wählt im April 2011

Die Wahl der Muslime-Vertretung ist ein langwieriger Prozess: Die Bundesländer wählen gestaffelt Vertreter in den Gemeindeversammlungen, den Abschluss macht die mit Abstand größte Gemeinde in Wien im April 2011. Stehen einmal die Gemeindeversammlungen, also die Vertretungen in den Ländern, fest, wird am Ende das höchste Gremium, der Oberste Rat, gewählt. Aus diesem geht schließlich der neue Präsident der Glaubensgemeinschaft hervor. Derzeit ist dies Anas Schakfeh. Er hat bereits vor Jahren angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Gewählt haben bisher alle Bundesländer außer der Steiermark und Wien.

Dass nun vor allem türkische Vertreter den Großteil der bis jetzt ermittelten Delegierten stellen, ist nicht überraschend, haben sie doch den größten Anteil an den heimischen Muslimen. Aber auch das Engagement bei der Wahl selbst sei überdurchschnittlich, bestätigte Al-Rawi. Vor allem der zur Glaubensgemeinschaft neu hinzugekommene Verein ATIB sei dabei klar voran, an zweiter Stelle stehe die Islamische Föderation.

Arabische Vereine zurückhaltend

Eher zurückhaltend bei der Beteiligung haben sich laut Al-Rawi die arabischen Vereine gezeigt. Und Kärnten bildet auch religionspolitisch eine Ausnahme: Dort sind nach dem Wahlgang die bosnischen Muslime am stärksten vertreten.

Für Al-Rawi ist die hohe Wahlbeteiligung "erfreulich" und sogar überraschend. Von den in den sieben Bundesländern 14.855 Wahlberechtigten sind 12.740 auch wählen gegangen. Die höchste Beteiligung mit mehr als 88,35 Prozent hat es in Tirol gegeben, die niedrigste mit noch immer 80,27 Prozent in Salzburg. Außergewöhnlich stark vertreten waren die Muslime in Vorarlberg, wo es 3.208 Wahlberechtigte gab. Zum Vergleich: In Oberösterreich waren es nur 2.806.

Anfang November waren rund 46.000 Muslime bei der Glaubensgemeinschaft registriert - und das ohne die Wiener Zahlen. Al-Rawi und IGGiÖ-Präsident Schakfeh hoffen inklusive Wien auf letztendlich 100.000 bis zum Wahlgang im April.

(APA/red.)

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