Déjà-vu

Der Journalist – das nur allzu gut bekannte Wesen

(c) Peter Kufner
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Vom Paradox eines Berufs, über den alle alles zu wissen meinen. Ein Journalist hat einen Namen. Ein Paria, der ganz gut damit lebt.

DER AUTOR

Hans Winkler war langjähriger
Leiter der Wiener Redaktion der
„Kleinen Zeitung“.

Aufrichtigen Gruß an Rainer“, schrieb der Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“, Hubert Patterer, in seiner digitalen Morgennachricht, „an den fernen, nahen Kollegen, der sich und der Gnadenlosigkeit der Zeit zum Opfer fiel und um die Anteile weiß. Er wird heute 50. Es ist ihm viel zu wünschen.“ Der Gruß ging an Rainer Nowak, einen der beiden Chefredakteure, die als Folge der Chat-Affäre zurückgetreten sind. Die noble Geste des Kollegen und Freundes, der den Rücktritt Nowaks als Erster für unvermeidlich erklärt hatte, lässt auch etwas von der Tragik eines solchen Falls ahnen.

Der spektakuläre Rücktritt der beiden prominenten Journalisten soll hier der Anlass zu einigen Bemerkungen über diesen Berufsstand sein, der neben dem des Politikers und des Schauspielers der „öffentliche“ Beruf schlechthin ist. Jeder meint, die Journalisten zu kennen, und hat eine Meinung über sie. „Journalisten gibt's genug“, schrieb ein Poster zu der Nachricht, dass zwei bekannte amerikanische Blogger nach Zerwürfnissen mit ihrem Medium ihren Blog einstellen mussten. Das ist die Entzauberung eines ganzen Berufsstandes, denn es gehört zu den selbstverständlichen Annahmen der Journalisten, dass jeder von ihnen ein besonderer ist und etwas kann, das nur er oder sie kann oder so kann. Ein Journalist hat einen Namen.

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