Verhalten

Laubenvögel erschleichen sich Sex

Freundschaft mit Männchen gibt Zugang zum Weibchen.

Es geht um Vögel und um Sex: Die aufgelegten Sprachwitze verkneifen sich die Forschenden der Vet-Med-Uni Wien und nennen in der neuen Publikation das Verhalten der Laubenvögel „sneaky copulations“, raffiniert erschlichene Kopulationen (Ethology). Die Vogelart ist in Australien heimisch und bekannt dafür, dass die Männchen für die Weibchen ein schönes Zuhause bauen, nämlich Lauben. Das kunstvolle Bodennest aus Stöcken und Stroh verziert der Laubenvogel mit bunten Dingen aus Blüten oder menschlichem Abfall.

Das Team um Leonida Fusani studiert Gefleckte Laubenvögel seit vielen Jahren im Taunton-Nationalpark im australischen Queensland. Es fand heraus, dass sich oft mehr als ein Männchen um eine Laube kümmert: Neben dem Alphamännchen, das die meiste Arbeit macht und dadurch das Weibchen anlockt (und bekommt), darf auch ein ortsfremdes, untergeordnetes Männchen dort ein Zuhause finden. Ob das „Betamännchen“ durch die Freundschaft mit dem Alphamann profitiert, war bisher nicht bekannt.

Vorteil für das Beta-Manderl

Frühere Untersuchungen ließen vermuten, dass es nur indirekte Vorteile solcher „Männerbünde“ gibt. Jetzt hat Verhaltensforscher Giovanni Spezie mit Fusani erstmals dokumentiert, dass die rangniedrigeren Vögel durch heimliche Kopulationen mit dem Weibchen einen direkten Vorteil erzielen.

Diese „erschlichenen“ Paarungen sind zwar selten – bisher erst vier Fälle von verschiedenen Laubenvögeln entdeckt –, aber sensationell. Denn sie erklären, was Mann-Mann-Koalitionen im Vogelreich evolutionär bringen: eine Möglichkeit zur Fortpflanzung ohne großen Aufwand. Der Ausdruck „wingman“, der unter jungen Leuten einen Kumpel bezeichnet, der beim Aufreißen hilft, bekommt hiermit eine tiefere Bedeutung. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2022)

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