WM-Achtelfinale

Portugals Gala: Am besten ohne Ronaldo

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Entfesselte Portugiesen stürmen beim 6:1-Sieg über die Schweiz hinweg. Der Superstar ist dabei nur eine Fußnote.

Lusail. Es war nicht nur die beste Vorstellung der Portugiesen, es war wohl auch der bisher überzeugendste Auftritt aller Mannschaften bei dieser WM. Gonçalo Ramos (17., 51., 67.), Pepe (33.), Raphaël Guerreiro (55.) und Rafael Leão (92.) bestraften beim überlegenen und zu keinem Zeitpunkt gefährdeten 6:1-Kantersieg über die Schweiz selbst die kleinsten Fehler der Eidgenossen. Auch in seiner Höhe war Portugals Viertelfinal-Einzug nicht unverdient.

Dass all das ohne Cristiano Ronaldo vonstatten ging, sollte nicht überraschen. Portugals Kapitän kam im Lusail Stadion erst auf den Platz (74. Minute), als die Partie längst gelaufen war. Teamchef Fernando Santos hatte seinen Superstar für sein Verhalten bei der Auswechslung zuletzt gegen Südkorea kritisiert, der 37-Jährige hatte außerdem ein schwaches Turnier gespielt (ein Elfmeter-Tor, noch keine Vorlage) und die Debatten über seine Vereinssuche – angeblich steht ein Wechsel zum saudischen Klub Al-Nassr unmittelbar bevor – überschatten die WM-Mission der Seleção.

Bezeichnend, dass just Gonçalo Ramos, der für Ronaldo in die Startelf gerückt war, dieses Achtelfinale mit seinen drei Treffern praktisch im Alleingang entschieden hat – dem 21-Jährigen von Benfica Lissabon gelang der erste Triplepack bei einem WM-Debüt seit Miroslav Klose im Jahr 2002 (bei Deutschlands 8:0 gegen Saudiarabien). Ramos' erste Reaktion: „Es ging alles so schnell.“

Auffällig außerdem, dass João Félix, der zweite große Star im Portugal-Kader, ohne Ronaldo erstmals bei dieser WM sein wahres Können zeigte. Der Erfolgsgarant dieser Mannschaft ist ohnehin ein anderer: Bruno Fernandes hatte in Katar nun schon bei fünf Toren (zwei Treffer, drei Assists) seine Beine im Spiel – der beste Wert eines Portugiesen bei einer WM seit Eusébio 1966.

Kommt Ronaldo zurück?

„Ein gutes Spiel. Ein großes Spiel“, kommentierte Teamchef Fernando Santos, 68. Ausgerechnet Portugals Defensiv-Mastermind – man erinnere sich an den glanzlosen EM-Titel 2016 – hat sein Starensemble in Katar nun von der Leine gelassen. Der Lohn: Spielfreudig, ballsicher und mit sehenswerten Kombinationen zerlegten die Iberer die Schweizer Defensive.

Im Viertelfinale am Samstag wartet nun das Abwehrbollwerk von Marokko. Ob Ronaldo wieder in die Startelf zurückkehrt? Mehr als fraglich nach dieser Gala ohne den Superstar.

(joe)

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