Pizzicato

In der Kabine

Worte bei Weihnachtsfeiern sollte man nicht auf die Goldwaage legen. Da wird im Zustand fortgeschrittener Illuminierung schwadroniert und fabuliert, was das Zeug hält.

Wer wüsste dies besser als Silvio Berlusconi? Italiens Ex-Regierungschef, der frühere Boss des AC Milan, gibt es mittlerweile billiger – in der Politik wie im Fußball. Um große Sprüche ist der 86-Jährige aber nie verlegen. Also versprach der Padrone des Aufsteigers Monza seinen Kickern, bei Siegen in den kommenden Spielen gegen Juventus und Milan einen „Bus mit Prostituierten“ in die Kabine zu schicken.

Typisch Berlusconi: Aus dem „Cavaliere“ wird kein Gentleman mehr. Die Aufregung war groß, und Berlusconi tat das Ganze als Männerwitz ab – Worte, die in der Kabine eben fallen und nicht nach außen dringen sollen. So hat sich einst auch Donald Trump nach einer sexistischen Zote herausgeredet: „Lockerroom talk.“

Derlei würde Emmanuel Macron im Traum nicht einfallen. Frankreichs Präsident wirkte nach dem Semifinaltriumph der „Bleus“ im dunkelblauen Anzug und Krawatte indes wie ein Totengräber, als er Olivier Giroud in der Kabine um den Hals fiel, während andere auf dem Tisch tanzten und grölten. „Wir bringen den Pokal nach Hause“, so Macrons Ansage. Ein vollmundiges Versprechen als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk zu seinem 45er. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2022)

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