Film

„Violent Night“: Ein Druckablassventil für Feiertagsgeplagte

Mit diesem Nikolo braucht es keinen Krampus mehr: David Harbour in „Violent Night“.
Mit diesem Nikolo braucht es keinen Krampus mehr: David Harbour in „Violent Night“.Allen Fraser/Universal Studios
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In Tommy Wirkolas B-Film-Gaudium kämpft David Harbour („Stranger Things“) als abgewrackter Santa gegen Schurken. Im Kino.

Das Weihnachtskino in all seiner Zuckersüßheit ruft seit Jahrzehnten subversive Gemüter auf den Plan, die das Genre mittels Inversion seiner höchst eigenen Motivik ankratzen. Demgemäß wird aus der „Silent Night“ eine „Violent Night“ – jedenfalls im aktuellen Film des Norwegers Tommy Wirkola, in dem Santa gleich zu Beginn in einem Pub in Bristol verendet, seine Verbitterung über die Profanisierung des Hochfests mit Schnapserln bekämpfend. Als er, Zauberschlitten sei Dank, wenig später im Anwesen der steinreichen Lightstone-Familie im winterlichen Connecticut steht (und die Spirituosen-Bar plündert), ahnt er noch nicht, dass er bald in seiner ganzen Weihnachtsmännlichkeit herausgefordert werden wird.

Schwer bewaffnete Gauner unter der Führung von Jimmy Martinez (John Leguizamo) sind dort eingefallen, um den Tresor, in dem 300 Millionen Dollar liegen, zu plündern. Die Mitglieder der höchst dysfunktionalen Familie, inklusive Matriarchin Gertrude (erfreuliches Wiedersehen: Beverly D'Angelo) und der kleinen Trudy (Leah Brady), nehmen sie als Geiseln. Wirkola, der sich vor seinem Sprung nach Hollywood in seiner Heimat mit den beiden „Dead Snow“-Filmen (Teil zwei ist ein Meisterwerk!) als höchst tauglicher Wiederbeschwörer von B-Film-Gaudium bewiesen hat, legt seinen launigen „Violent Night“ als unterkomplexe Spaßgranate an, die in jeder Minute genau weiß, was sich ihr Publikum wünscht.

Stirb langsam, allein zu Haus.
Ideal besetzt: David Harbour („Stranger Things“) als Weihnachtsmann, der den Bedrängten anfangs nur widerwillig zu Hilfe kommt, sich im Zuge der folgenden Schnetzelei allerdings vom depressiven Grantscherb'n zum erfindungsreichen Einzelkämpfer wandelt. Während er, eindeutig modelliert auf Bruce Willis in den „Stirb langsam“-Filmen, Weihnachtssterne als tödliche Wurfgeschosse verwendet und Zuckerstangen spitzig lutscht, bis er sie Gegnern in den Hals stoßen kann, erweist sich die kleine Leah als Wiedergängerin von Kevin aus „Home Alone“: Sie rückt den Schurken mit einem Arsenal an Fallen zu Leibe. Wirkola zitiert diese Klassiker so selbstbewusst wie unverschämt, was „Violent Night“ eine unprätentiöse Leichtigkeit verleiht, wenngleich er sich motivisch auch verhebt: Das Drehbuch gibt sich einerseits als Rundumschlag gegen den Feiertagsschmus und Druckablassventil für alle davon Geplagten, badet aber auch in Sentimentalitäten. Und kann schließlich gar nicht anders, als den (echten) Geist der Weihnacht anzurufen.

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