Pizzicato

Fußballgötter

Gott muss Argentinier sein.“ So lautet ein geflügeltes Wort zwischen Iguazú und Ushuaia.

Nun feierten die Argentinier, inmitten einer grassierenden Inflation von 90 Prozent, vor dem großen Fest eine fulminante Fiesta, und der höchste Würdenträger des Landes und mithin des Erdballs – Papst Franziskus – erhielt einen Tag nach seinem 86. Geburtstag ein grandioses Geschenk. Hatten höhere Kräfte ihre Finger im Spiel, die das Land erlöst hatten?

Am Firmament der Albiceleste schwebt seit Sonntagabend eine Dreifaltigkeit, und unten prangt sie an den Hauswänden: die Fußballgötter Diego Maradona und Lionel Messi, mittendrin Franziskus, der Pontifex maximus. Flankiert von Halbgott Mario Kempes, der die Gauchos 1978 in der Heimat zum WM-Titel geschossen hat, und Ángel Di María, dem Erzengel mit der Unschuldsmiene.

Messi hatte vor dem Finale orakelt, dass Maradona von oben zusehen werde – in der Hoffnung, dass die „Hand Gottes“ eingreifen würde. Keine Frage: Sie lenkte schließlich die Hand des Tormanns Emiliano Martínez beim Elferschießen. Bis ans Ende der Tage wird die Argentinier indes eine Frage quälen: Messidona oder Maramessi? Wer ist der größte Fußballgott? Wer näher am Messias oder an der Madonna? Aus dem Vatikan sollten sie freilich keine Antwort erwarten – kein „Roma locuta, causa finita“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2022)

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