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Mitreden: Was gelingt erst im höheren Alter?

Wir entwickeln ein „Viertes Lebensalter“. Die nachberufliche Lebenserwartung liegt im Schnitt bei 25 bis 30 Jahren. Es gilt, herauszufinden, wie man länger fit bleibt. Wie gelingt das? Und: Ist man wirklich nie zu alt, um Neues zu lernen? Diskutieren Sie mit!

Es ist eine der wenigen Schlagzeilen, die dafür sorgt, Mut zu machen. Und in die Verwobenheit des Lebens zu vertrauen: Joyce DeFauw brach Mitte der 1950er-Jahre ihr Studium ab und kehrte 2019 an die Northern Illinois University zurück, um mit 90 Jahren ihr Studium abzuschließen. Was für die einen unmöglich erscheint, ist für andere zum neuen Alltag geworden. Viele fangen erst spät damit an, sich den privaten Interessen zu widmen und beispielsweise wieder zu studieren.

Um herauszufinden, was dabei hilft, besser zu altern, hat „Presse“-Journalistin Patricia Mcallister-Käfer bei der Statistikerin Daniela Weber nachgefragt. Sie beschäftigt sich damit, was die Lebensqualität älterer Menschen beeinflusst – etwa Umweltfaktoren, Ernährung oder gebildete Kinder. Anhand Merkmale, wie der Grifffestigkeit, soll es möglich sein, die Fitness eines Menschen zu analysieren. Diese sei bei älteren Personen durchwegs stärker als bei den Jungen.

Man greift aber nicht nur besser in die Hand, sondern auch unter die Arme. So gewinnen Freundschaften zum eigenen Nutzen im hohen Alter an Bedeutung, hat „Presse"-Journalistin Eva Dinnewitzer herausgefunden. Der Sinn für Verantwortung, auch das Erkennen sozialer Verpflichtungen, kommt vorwiegend erst im jungen Erwachsenenalter mit ins Spiel. Und: Gute soziale Kontakte und anregende Beschäftigungen fördern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge die Gesundheit des Gehirns. 

Apropos Beziehung, auch jene zu den eigenen Kindern wird besser: Früher waren Vater und Mutter für Teenager vor allem peinlich – und Anlass zu rebellieren. Doch schon seit 2002 wächst der Anteil der Jugendlichen, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, stetig an. Das Ideal einer Eltern-Kind-Beziehung hat sich stark gewandelt: von konfrontativ zu freundschaftlich, weiß „Presse"-Kulturredakteurin Rosa Schmidt-Vierthaler.

Insgesamt gelinge es im Alter auch noch gut, keck zu sein, schreibt Leopold Rosemayr in seinem Plädoyer für das Leben. Schließlich habe schon Sigmund Freud in seinem Spätwerk „Die endliche und die unendliche Analyse“ betont, wie zentral wichtig es sei, Einstellungen (auch sich selbst gegenüber) immer wieder zu überprüfen und einer „Ichumarbeitung“ zu unterziehen. Daraus resultiere: Das Ich muss im späten Leben mehr und mehr zur Selbsterneuerung beitragen.

(est)

Diskutieren Sie mit: Welche Verbesserungen haben Sie durch das Älterwerden wahrgenommen? Oder wünschen Sie sich manchmal, wieder jünger zu sein? Käme es für Sie infrage, etwas ganz Neues auszuprobieren oder zu erlernen? Und: Was machen Sie, um fit zu bleiben?

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