Fußball-Weltmeister

Wie Argentiniens politische Führung einen nationalen Jubeltag vergeigt

Argentiniens Freude ist grenzenlos. Der Präsident kann davon politisch nicht profitieren.
Argentiniens Freude ist grenzenlos. Der Präsident kann davon politisch nicht profitieren.(c) Imago
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Der argentinische Präsident Alberto Fernández hoffte, etwas vom Heiligenschein Lionel Messis abzubekommen. Doch die Fußball-Weltmeister zeigten ihm die Grenzen seiner Macht auf.

Es war ein Rausch, eine Extase, ein Delirium. Es war die größte Menschenansammlung in der Geschichte Argentiniens und ganz Südamerikas. Es war eine Jubelfeier, deren Dimension niemand bedacht zu haben schien, der für die öffentliche Sicherheit im Großraum von Buenos Aires zuständig ist. Auch am Abend, als längst die Kehrmaschinen versuchten, die Innenstadt von den Spuren dieser Siegesfeier halbwegs zu säubern, war nicht klar, wieviele Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche sich an diesem Dienstag unter stechender Sommersonne auf die Avenidas und Autobahnen der Metropole begeben hatten, in der Hoffnung, Messi und seine Männer in ihrem offenen Bus zu begrüßen und zu bejubeln. Die offiziellen Angaben der Stadtverwaltung lauteten zunächst vier und dann mehr als fünf Millionen. 120 Kilometer sollte der Bus mit der Selección zurücklegen, vom Gelände des Fußballverbandes nahe dem internationalen Flughafen über den Autobahnring bis auf die Avenida 9 de Julio, die angeblich breiteste Straße der Welt, die das Zentrum der Stadt von Norden nach Süden durchschneidet. Zweieinhalb Stunden sollte diese Passage dauern. Doch am Ende brauchte der Tross fünfeinhalb Stunden für 17 Kilometer im Schritttempo.

Buenos Aires: Vier Millionen, fünf Millionen auf den Straßen?
Buenos Aires: Vier Millionen, fünf Millionen auf den Straßen?(c) Imago

Kurz nach dem Überschreiten der Stadtgrenze entschlossen die Behörden, die Tour abzubrechen, nachdem zwei übermütige Fans versucht hatten, von einer Brücke auf den Mannschaftsbus zu springen. Einer stürzte dabei kopfüber auf den Asphalt. Und der andere landete tatsächlich auf dem dachlosen Oberdeck des Busses, wo Messi und seine Musketiere der gleißenden Sonne trotzten und Plastikhumpen mit eisgekühltem Rotwein rumgehen ließen, wie das so Sitte ist im Sommer in der Pampa. Weil aber auch viele Anhänger übermäßig dem Alkohol und auch anderen Rauschmittel zugesprochen hatten, mehrten sich in der ganzen Stadt gefährliche Situationen.

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