Mein Freitag

So lang erwartet und so schnell wieder vorbei

Die Presse
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Es ist endlich zu spät, noch etwas zu besorgen, zu bestellen, zu backen, es geht sich nichts mehr aus.

Wenn der 24. auf einen Samstag fällt und bis zum letzten Moment noch Schule ist und Arbeit und alles andere Alltägliche, dann ist Weihnachten so schnell da und wieder weg wie ein liebevoll und lang vorbereitetes Essen, das im Nullkommanix aufgegessen ist. Sonst wird es ja kalt. Deshalb gibt es zu Weihnachten am besten kalte Platte oder Fondue, da kann man länger zusammensitzen, wenn der erste Futterneid überwunden ist.

Mild und trüb soll es sein am Weihnachtswochenende. Mild ist die kleine Schwester von nett, Sie wissen schon, zu warm, um dick eingepackt durch die Nacht zu stapfen, aber zu kalt für ohne Schal. Man soll nicht jammern. Auch nicht über die Weihnachtspost, die diesmal aus der Schule eintraf, zur Freude von niemandem, oder von diversen Bezirksämtern, die etwa wissen wollten, wer am 12. Juni ein Auto um fünf km/h zu schnell durch eine 30er-Zone irgendwo in Oberösterreich gelenkt hat. Diese Art von Aufmerksamkeit kann keiner brauchen.

Aber nun Weihnachten! Es ist endlich zu spät, noch etwas zu besorgen, zu bestellen, zu backen, es geht sich nichts mehr aus, wie schön, man kann die Beine ausstrecken oder noch eine Runde gehen und den Maronimann besuchen, der zwar seine Preise (so wie alle anderen) drastisch erhöht hat, dafür aber immer mit einem Zwinkern eine Maroni extra dazusteckt. Sicher macht er das bei allen Kunden, aber dennoch freut es einen jedes Mal.

Die Schalen dann zurück ins Stanitzel und die ganzen Maroni darunter herausklauben. Immer wieder die gleiche Enttäuschung, wenn nur noch leere Schalen da sind. Das gehört dazu wie die Freude über den geschmückten Christbaum auf dem Hügel mitten im Wald, wenn man auf dem Weg nach Hause um die Straßenecke biegt. Was, wenn sich einmal niemand mehr die Mühe macht? Sich über das freuen, was ist. Ein Weihnachtswunsch.

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