Kino

„Vera“: Erdrückt von Papas Cowboyhut

Endlich einmal frei vom Vater, von allen – zumindest bis das Lied zu Ende ist: Vera Gemma als Vera, Tochter von Italowestern-Ikone Giuliano Gemma.
Endlich einmal frei vom Vater, von allen – zumindest bis das Lied zu Ende ist: Vera Gemma als Vera, Tochter von Italowestern-Ikone Giuliano Gemma.(c) Stadtkino
  • Drucken

„Vera“, der in Venedig prämierte Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel, schickt die (reale) Tochter eines Westernstars auf Entwicklungsreise durch Rom.

Will man „Vera“, den neuen Film des österreichischen Regie-Duos Tizza Covi und Rainer Frimmel, an eine gegenwärtige Debatte – die wie viele andere Belanglosigkeiten in den sozialen Medien ihren Ausgang genommen hat – anbinden, kann man sagen: Dessen Protagonistin Vera Gemma zerschlägt den vorwurfsvollen Begriff des „Nepo(tismus)-Babys“.

Dieser postuliert, dass Kinder berühmter Eltern via Vetternwirtschaft in elitäre Kreise (und Berufe) eingepflegt werden – und zwar mit perfekt manikürten Händen. Doch Vera, die das Vermächtnis ihres Vaters, der Italowestern-Ikone Giuliano Gemma, mit weißem Cowboyhut auf dem Kopf und diversen (Kunst-)Fellwesten auf den Schultern symbolisch durch Rom trägt, ist ganz im Gegenteil dazu beruflich gescheitert – eben weil sie Tochter eines überlebensgroßen Vaters ist.

Covi und Frimmel – von jeher daran interessiert, die Grenzlinien zwischen dokumentarischen und fiktionalen Elementen zu verwischen, außerdem ausgestattet mit ehrbarer wie ehrlicher Zuneigung zu allen Missverstandenen und Randständigen – spitzen das Dilemma ihrer Haupt- und Titelfigur gleich zu Beginn unmissverständlich zu. Man sieht diese bei einem ihrer vielen Vorsprechen für eine Kinorolle. Sie wirkt unsicher, fast schüchtern, erzählt davon, wie sie an den Sets von Westernfilmen aufgewachsen ist und dass ihr Vater eben kein Nebendarsteller war – sondern Giuliano Gemma. Der Regisseur bittet daraufhin um ein Foto mit ihr. Die Rolle bekommt sie nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.